Von Sabine Beikler und Matthias Oloew: Ein Schloss mit etwas weniger Stuck
Kleiner und weniger barock – Franco Stella muss seinen Entwurf für das Humboldt-Forum überarbeiten
- Sabine Beikler
- Matthias Oloew
Stand:
Berlin - Die Pläne für das Humboldt-Forum genannte Stadtschloss müssen abgespeckt werden. Das Bundesbauministerium listet in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages auf, welche Teile des preisgekrönten Entwurfs des Italieners Franco Stella nicht oder nur teilweise in der Kalkulation enthalten sind: die vollständige Überbauung des Eosanderhofs, die Rekonstruktion aller sechs Schlossportale, die Kopie der historischen Kuppel, die vollständige Erhaltung der Keller sowie das Aussichtsbauwerk „Belvedere“, das Stella anstelle der vierten Schlossfassade an die Ostseite des Humboldt-Forums stellt.
Um die Gesamtkosten von 552 Millionen Euro einzuhalten, schlägt das Bauministerium umfangreiche Eingriffe in den Siegerentwurf vor. So sei denkbar, dass man auf die vom Architekten vorgeschlagenen, aber nicht geforderten Rekonstruktionen der historischen Fassaden des Eosanderhofs verzichtet, ebenso wie auf den Bau von Kopien dreier Schloss portale. Außerdem solle auf die aufwendige Restaurierung der noch vorhandenen Schlosskeller verzichtet und der Architekt verpflichtet werden, tatsächlich nur – wie verlangt – 40 000 Quadratmeter Nutzfläche einzuplanen. Stellas ausgezeichneter Entwurf verfügt derzeit über 2000 Quadratmeter mehr.
Der Architekt kündigte an, sich keiner Diskussion über mögliche Sparvarianten seines Entwurfs verschließen zu wollen. „Wir sind bei der Planung noch ganz am Anfang“, sagte er dem Tagesspiegel. Noch sei nicht klar, welche Baumaterialien verwendet würden, und welche möglichen Alternativen es zu seinen Vorschlägen bei der Ausgestaltung des Gebäudes gebe. Er werde die Kostenfrage aber „sehr ernst nehmen“, sagte Stella.
Der Geschäftsführer des Fördervereins zum Wiederaufbau des Schlosses, Wilhelm von Boddien, will die möglichen Mehrkosten für eine historische Kuppel aus Spenden tragen. Bisher hat sein Verein 80 Millionen Euro für die barocken Außenfassaden angekündigt. Aber Boddien gibt sich optimistisch: „Es könnten auch wesentlich mehr werden.“ Voraussetzung für einen möglichen Zuschuss zum Bau der historischen Kuppel sei allerdings, dass genau beziffert werde, was eine moderne und kostengünstigere Kuppel kosten würde.
Einen Verzicht auf die Kopie der historischen Fassaden im Eosanderhof könne er sehr gut verschmerzen, sagte Boddien: „Die Fassaden hätten ohnehin nur einen Abstand von sechs bis sieben Metern von den Neubauten im Hof des Stella-Entwurfs, da kann man von der Pracht ohnehin wenig sehen.“
Stellas Entwurf sieht vor, auch die Fassaden des Eosanderhofs zu rekonstruieren. Der Hof an sich wird allerdings von Neubaublöcken vollgestellt, in denen Stella die geforderten Ausstellungssäle unterbringt, die höhere Decken erfordern und die deshalb nicht in dem Bauteil unterzubringen ist, der nach dem SchlossVorbild rekonstruiert werden soll.
Ungeachtet der Diskussion geht das Bundesbauministerium davon aus, den Architektenvertrag mit Franco Stella in den nächsten Wochen abschließen zu können. Noch in der ersten Hälfte des neuen Jahres solle das Planerteam aus Architekten, Controllern und Gebäudetechnikern stehen.
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