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So hat er auszusehen - der Brandenburger Adler. Rot auf silbernem Grund.

© dpa

Weißer Adler im Potsdamer Landtag: „Eine Verballhornung aller Brandenburger“

"Verfälschung ist keine Kunst": Lutz Partenheimer, Historiker der Uni Potsdam, über den Adler-Streit im neuen Brandenburger Landtag.

Stand:

Herr Partenheimer, was haben Sie als Historiker gegen einen weißen Brandenburgischen Adler im neuen Landtag?

Ein nicht roter Adler ist kein Schildbürgerstreich, keine Eulenspiegelei mehr, sondern eine Verballhornung der brandenburgischen Volksvertreter und aller Brandenburger. Der Brandenburgische Adler, seit um 1200 als Wappen der Markgrafen von Brandenburg nachweisbar – auf ihren Siegeln tragen ihn die Fürsten auf ihrem Schild – ist nun mal rot. Die Farben, rot in silbernem Feld, sind seit der ersten bekannten farbigen Darstellung aus dem 14. Jahrhundert geläufig und haben sich bisher nie geändert. Der preußische Adler hingegen ist schwarz in Silber. Silber ist allerdings heraldisch, also im Wappenwesen, keine Farbe, sondern wie Gold ein Metall.

Der Architekt des Landtages, Peter Kulka, sieht die Sache mit dem Adler anders ...

Dass der Adler rot ist, hat nichts mit einem „Blutfleck“ zu tun, wie der Architekt das komischerweise empfindet, sondern liegt daran, dass man im Mittelalter auch von Weitem schon möglichst klar erkennbare Wappen anstrebte, also ein gut erkennbares leuchtend farbiges heraldisches Bild oder Symbol in einem Felde von Metall – Gold bzw. Silber – oder ein gut erkennbares metallenes – Gold oder Silber – heraldisches Bild oder Symbol in einem Felde von leuchtender Farbe.

Bei dem weißen Adler handelt es sich um Kunst. Darf die in diesem Fall nicht mit der historischen Form brechen?

Abgesehen davon, dass eine Verfälschung für mich keine Kunst ist, gehört Kunst ins Museum. Ein Parlament tagt nach meinem Verständnis unter dem Landes- bzw. Staatswappen.

Im Reichstag hängt auch eine abstrahierte Form des Bundesadlers, die sogenannte „Fette Henne“

Nicht viel besser.

Warum ist Ihnen das historische Vorbild in diesem Fall so wichtig?

Weil es sich eben um das seit etwa 800 Jahren nachweisbare Wappen der Mark Brandenburg handelt. Ich glaube kaum, dass zum Beispiel Sachsen, Bayern oder Thüringer auf den Quatsch verfallen würden, ihr Wappen zu ändern.

Eigentlich ist die Farbe rot durch die Linken besetzt, weiß wäre doch neutraler?

Dafür, dass die die Farbe des brandenburgischen Adlers übernommen haben, kann ich nichts. Ein weißer Adler in einem weißen Felde ist doch wohl ein Ostfriesenwitz. Parteifahnen flattern je nach

Wind oder hängen schlaff herunter, der Brandenburgische Adler steigt hoch.

Ihr Lösungsvorschlag für den Konflikt?

Es kann im brandenburgischen Parlament nur der rote Brandenburgische Adler hängen.

Die Fragen stellte Jan Kixmüller

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