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Kein Zugang. Nach der zweiten Explosion an der Spreebrücke ist Neuhausen (Spree-Neiße) zum Sperrgebiet erklärt worden. Nun soll ein Spezialbagger nach weiteren Minen suchen. Es bestehe Lebensgefahr, warnte Bürgermeister Dieter Perko (CDU) am Montag.

© dpa

Brandenburg: „Es besteht definitiv Lebensgefahr“

Nach den Explosionen von Nennhausen soll ein gepanzerter Spezialbagger das Erdreich umgraben

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Cottbus/Neuhausen - Abgesperrte Zufahrten, ein großer Krater und verängstigte Menschen: Nach zwei Explosionen von alter Weltkriegsmunition in Neuhausen bei Cottbus ist für den heutigen Dienstag der Einsatz eines gepanzerten Baggers geplant. Das mit einer Videokamera ausgerüstete Fahrzeug soll das Erdreich in dem etwa 20 Meter großen Krater ausräumen, wie Bürgermeister Dieter Perko (CDU) am Montag ankündigte. Schicht für Schicht werde nach Sprengkörpern gesucht, zehn Stunden am Tag, sagte der Technische Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, Horst Reinhardt.

Der 400-Einwohner-Ort ist mittlerweile Sperrgebiet: Ortsfremde mit Autos dürfen nicht hineinfahren, Ausweise werden kontrolliert, wie ein Sprecher der Polizei Spree-Neiße sagte. „Die Leute sollen sich fernhalten“, betonte Perko mit Blick auf „Katastrophentouristen“. Erschütterungen müssten weitgehend vermieden werden. „Es besteht definitiv Lebensgefahr.“ Einwohner seien verängstigt, aber nicht in Panik. Verletzt worden war bei den Explosionen niemand.

Am vergangenen Freitag waren wie berichtet an einer Brückenböschung zwei sogenannte Riegelminen in einer Kiste per Metallsonde entdeckt und kontrolliert gesprengt worden. Am Mittwoch und Samstag hatte es dort spontane Explosionen gegeben, vermutlich ebenfalls durch Kriegsmunition.

Wegen der Aktion mit dem Bagger müssen nach Angaben von Perko zwölf Menschen ihre Wohnungen verlassen. Es gebe ein Haus, dass nur etwa 50 Meter von dem Krater entfernt sei. Der Krater entstand bei den Explosionen in der vergangenen Woche - weil die alte Munition wohl durch Korrosion und Erschütterungen spontan detoniert sei, sagte Reinhardt. Er geht davon aus, dass in vier Metern Tiefe weitere Sprengkörper liegen. „Es handelt sich um einen ehemaligen Bombentrichter. Da wurden nach Kriegsende Munition und Schutt eingefüllt, wie an vielen anderen Orten auch.“ Dass auch unter Wohnhäusern Munition liege, sei „eher auszuschließen“, da die Häuser nahe der Explosionsstelle sämtlich vor dem Krieg erbaut seien, sagte Gemeindesprecher Torsten Schwieg. Die Landstraße bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Wegen des Einsatzes des gepanzerten Baggers sollte eine Stromleitung abgeklemmt werden. Bis zum Ende der Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein - jedenfalls werde an den Festtagen nicht gearbeitet, um den „Weihnachtsfrieden“ nicht zu gefährden, sagte Perko.

Riegelminen wurden von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg als Panzersperren eingesetzt. Es handelt sich laut Polizei um mit Sprengstoff gefüllte Blechkästen, die durch Korrosion und Erschütterungen spontan detonieren können. Normalerweise stehe beim Zünder eine Feder unter Spannung, erläuterte Reinhardt. „Durch Korrosion entspannt sich diese Feder und die Dinger gehen los.“ Der Korrosionsprozess könne, je nach Bodenbeschaffenheit, sehr unterschiedlich verlaufen. Diese Art Munition sei „sehr, sehr gefährlich“, sagte der Experte.

Nach Angaben des Innenministeriums hat das Land Brandenburg bundesweit den höchsten Anteil von Gebieten, die mit Kampfmitteln belastet sind.

Antje Scherer, Leticia Witt

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