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Schuss in der Nacht. Wolfsbeobachter Stefan Waldner trägt im neuen Polizeiruf 110: Wolfsland einen illegal erschossenen Wolf zum Haus von Jagdpächterin und Schlossherrin Elisabeth von Taupitz. Wie in der Realität auch spaltet die Rückkehr der Wölfe die Dorfgemeinschaft in dem kleinen brandenburgischen Ort Kaskow.

© promo

Interview mit Wolfsexperten: „Es gibt immer noch Jäger, die denken, das Wild gehört ihnen “

Der Naturfilmer und Wolfsexperte Sebastian Koerner über seine Dreharbeiten für den neuen Polizeiruf 110 „Wolfsland“, die Vorbehalte gegen die Rückkehr der Raubtiere und strafbare Tipps unter Jägern.

Stand:

Herr Koerner, Sie begleiten seit rund zehn Jahren die Rückkehr der Wölfe in die Lausitz. Für den neuen Polizeiruf 110 „Wolfsland“, der in der Lausitz spielt, haben Sie Aufnahmen von frei lebenden Wölfen gemacht. Wie nah kommen die im Ort aufgezeigten Spannungen, die durch die Rückkehr der Wölfe ausgelöst werden, der Realität?

Das ist natürlich eine rein gefühlsmäßige Antwort, aber ich finde, das kommt dem schon sehr nah. Am meisten Konfliktpotenzial birgt das Verhältnis Wolf und Jagd. Bei dem anderen großen Problemkreis Wolf und Nutztierhaltung kann man relativ gut eingreifen und die Verluste durch den Einsatz von Schutzzäunen und Herdenschutzhunden begrenzen. Dagegen gibt es einfach immer noch Jäger, die denken, das Wild gehört ihnen und die den Wolf ganz archaisch als Konkurrenten ansehen. Und dabei geht es natürlich auch ums Geld. Viele Jagdpächter und Grundstückseigentümer befürchten, dass ihre Jagdgebiete durch den Wolf an Wert verlieren, weil dieser so viele Tiere reißt. Das klingt zwar plausibel, doch seitdem der Wolf zurück in der Lausitz ist, haben die Jäger nicht weniger geschossen als vorher. Leider können oder wollen einige Menschen nicht von den Erfahrungen anderer lernen. Hier in der Lausitz gibt es junge Familien, die immer wieder vor die Presse geschoben werden, weil sie angeblich Angst davor haben, ihre Kinder im Wald spielen zulassen. Dabei lebt die Mehrzahl der Leute hier seit rund 14 Jahren mit den Wölfen problemlos zusammen. Die Leute gehen im Wald spazieren oder sammeln mitten im Wolfsrevier Pilze, wie früher auch.

Sebastian Koerner (50) begleitet als Biologe und Naturfilmer seit 2003 die Rückkehr der Wölfe in die Lausitz. Zuvor arbeitete er längere Zeit im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Im Film spaziert ein Wolf am hellichten Tag mitten durch den kleinen brandenburgischen Ort Kaskow. Ich dachte, Wölfe seien sehr scheu. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?

Grundsätzlich ist es in dem Film so, dass es sich in den Szenen, wo Menschen mit einem Wolf zu sehen sind, um einen trainierten Wolfshund handelt. Das ist eine Hunderasse, die dem Wolf sehr ähnlich sieht. Zudem spielt die Filmszene in der Dämmerung. Tatsächlich kommen wilde Wölfe unter Umständen auch nahe an Orte heran. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass ein Wolf eine Straße entlangläuft. Wölfe nutzen grundsätzlich den gleichen Lebensraum wie das Wild. Aber wie ihre Beutetiere meiden sie direkte Begegnungen mit Menschen und sind vor allem nachts und in der Dämmerung aktiv.

Lesen Sie das komplette Interview in der WOCHENENDAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN, eine Polizeiruf-Kritik gibt es wie jeden Samstag auf www.pnn.de/medien

Wie gut waren die Macher des Polizeirufs „Wolfsland“ vorbereitet? Mussten Sie bei den Filmarbeiten oft intervenieren?

Erst Mal gehen da natürlich alle Alarmglocken an. Schon seit Jahren versuche ich, durch meine Filmaufnahmen ein objektives Bild zu vermitteln, wie die Wölfe sind. Dann ruft die Polizeiruf-110-Produktion an und will das Thema zu einem Sonntagabend-Krimi verarbeiten! Doch die Drehbuchautoren Rainer Butt und Ed Herzog, der auch Regie führte, haben sich eingehend über das Verhalten wilder Wölfe informiert - wie mir die Leiterin des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz erzählt hat. Weil sie eben von Anfang an keine negativen Klischees über die Wölfe verbreiten wollten. Als es dann darum ging, welche Szenen ich für Wolfsland einfangen kann, habe ich ihnen allerdings gesagt, dass man schon froh sein kann, wenn es überhaupt gelingt, die Tiere zu filmen.

Das Interview führte Matthias Matern

Polizeiruf 110: Wolfsland, Sonntag 20.15 Uhr im ARD

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