Brandenburg: Fahrten im Nahverkehr in Berlin besonders teuer
Am Sonntag steigen bei BVG und S-Bahn erneut die Ticketpreise – dabei liegen sie schon jetzt an der Spitze
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Berlin - Die Hauptstadt ist spitze – zumindest bei den Preisen im Nahverkehr. Verglichen mit anderen Städten müssen Fahrgäste von BVG, S-Bahn und Regionalzügen meist erheblich mehr bezahlen als in anderen Städten. Dabei ist das durchschnittliche Nettoeinkommen bis zu 25 Prozent geringer als im Bundesdurchschnitt. Und am Sonntag folgt die nächste Tariferhöhung. Während die Preiserhöhungen seit Jahren kontinuierlich meist deutlich über der Inflationsrate lagen, deutet sich jetzt aber immerhin eine Trendwende an: Fahrten mit Bahnen und Bussen sollen nicht mehr Jahr für Jahr für alle Nutzer teurer werden. Nur so könnten Fahrgäste gehalten und neue Kunden gewonnen werden, ist sich die rot-rote Koalition einig.
Nach ihrem Konzept sollen die Preise für Stammkunden gegenüber denjenigen, die nur gelegentlich Bahn oder Bus fahren, „deutlich rabattiert“ werden. So könnte auch wieder eine Sammelkarte für mehrere Fahrten eingeführt werden, deren Kauf günstiger ist als der Erwerb gleich vieler Einzelfahrscheine. Um neue Kunden gewinnen zu können, soll es kurzfristige Bonusaktionen geben. Sollten die Preise erhöht werden müssen, dürften sie den Anstieg der Lebenshaltungskosten nicht übersteigen, fordern SPD und PDS. Eine Ausnahme soll es nur bei den Angeboten für Touristen geben, die deutlich höhere Preise für die Fahrten durch Berlin und Brandenburg bezahlen sollen.
Bei den Tarifänderungen, die von Sonntag an gelten, erhöhen sich die Preise nach Angaben des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) „moderat“ um durchschnittlich 2,6 Prozent. Die Verbraucherpreise waren aber im vergangenen Jahr nur um 1,7 Prozent gestiegen. Der VBB tröstet die Fahrgäste damit, dass woanders viel kräftiger zugelangt worden sei – der Verkehrsverbund Rhein-Sieg habe die Preise um 5,4 Prozent erhöht, im Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen seien es 5,3 Prozent und im Rhein-Neckar-Raum 5,4 Prozent gewesen.
Dass die Steigerungsrate in Berlin und Brandenburg jetzt vergleichsweise „moderat“ ist, liegt daran, dass viele Fahrscheinpreise dieses Mal preisstabil bleiben. Zum Teil hat dies der Senat erreicht, zum Teil waren die Verkehrsbetriebe selbst auf die Idee gekommen. Abgeschmettert hat der Senat zum Beispiel den Wunsch der Verkehrsunternehmen, den Preis für eine Fahrt im Stadtgebiet (Tarif AB) um 20 Cent auf 2,30 Euro zu erhöhen. Dies hätte eine Erhöhung um 9,5 Prozent bedeutet. Auch die Schüler- und Geschwisterkarten durften nicht teurer werden. Und statt zum Januar durften die Unternehmen die Preise erst zum April ändern; eine Preiserhöhung für 2006 hatte der Senat generell abgelehnt. Auf eigene Initiative haben die Verkehrsbetriebe die Preise bei Zeitkarten für Abonnenten unverändert gelassen. Höhere Preise gibt es jedoch bei den Fahrradtarifen. Bisher genügte für die Mitnahme ein ermäßigter Einzelfahrschein. Jetzt gibt es eine besondere Fahrradkarte – und diese kostet zehn Cent mehr. Verbessern wird sich dagegen das Angebot beim Sozialticket. Hier bleibt der Preis von 33,50 Euro unverändert; das Ticket gilt nun auch im Stadtgebiet in Regionalzügen sowie in Bussen des Verkehrsbetriebs Potsdam und der Oberhavel Verkehrsgesellschaft. Für Fahrten ins Umland reicht ein Anschlussfahrausweis für 1,30 Euro aus. Klaus Kurpjuweit
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