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Deutsche Nachwende-Gesellschaft: Forscher: „Wir-Gefühl“ im Osten weg
Den Osten als gesellschaftliche Welt gibt es nicht mehr: Die viel zitierte Solidarität ist nach Ansicht von Wissenschaftlern mittlerweile Mangelware. Stattdessen beobachten sie eine wechselseitige Vergleichgültigung.
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Frankfurt/Oder Die Ostdeutschen als Schicksalsgemeinschaft gibt es Wissenschaftlern zufolge nicht mehr. „Mit dem hoch geloben ostdeutschen Wir-Gefühl ist es nicht weit her“, sagte der Soziologe Heinz Bude der „Märkischen Oderzeitung“ (Montagausgabe). Als Leiter des Arbeitsbereichs „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ am Hamburger Instituts für Sozialforschung untersuchte er für die Studie „Überleben im Umbruch“ die Auswirkungen des industriellen Zusammenbruchs im brandenburgischen Wittenberge. Zudem zog Bude, der als einer der bekanntesten deutschen Soziologen gilt, Rückschlüsse für alle neuen Bundesländer.
Solidarität sei im Osten mittlerweile Mangelware. „Stattdessen erleben wir eine fragmentierte Gesellschaft“, sagte der Forscher. Es gebe eine soziale Gruppe, der gehe es recht gut. Noch besser gehe es manchen „Alt-Eliten“, die schon immer wussten, wie man das Beste aus einer Lage macht. „Aber es gibt auch eine große Gruppe von Menschen, die zu den Ausrangierten des Systemwechsels gehört“, sagte Bude. Die verschiedenen Gruppen wollten nichts miteinander zu tun haben. Wissenschaftler sprächen deshalb von „wechselseitiger Abstandsnahme“ oder „wechselseitiger Vergleichgültigung“. Das Fazit des Soziologen: „Den Osten als eigene gesellschaftliche Welt gibt es nicht mehr.“ (dapd)
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