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Von Sabine Beikler und Klaus Kurpjuweit: Freifahrt diesmal nur für einen Monat
Bekannt gewordenes neues Entschädigungspaket der S-Bahn erfüllt nicht die Forderungen des Senats
- Sabine Beikler
- Klaus Kurpjuweit
Stand:
Berlin - Die S-Bahn will nach Informationen dieser Zeitung ihr Entschädigungspaket für das erneute Winterchaos auf einen Monat beschränken. Und das dann auch erst am Jahresende. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte im Parlament am Donnerstag noch eine Entschädigung „wie Ende 2010“ gefordert. Für die zahlreichen Zugausfälle und Verspätungen hatte die S-Bahn damals unter anderem zwei Monate lang Freifahrten für Stammkunden spendiert. Sollte es jetzt bei einem Monat bleiben, wäre dies zu wenig, sagte der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, Mathias Gille.
Pro Monat musste die S-Bahn nach ihren Angaben im vergangenen Jahr für die Entschädigungen, von ihr Entschuldigungsleistungen genannt, rund 35 Millionen Euro aufbringen. Das Paket gilt für alle Fahrgäste innerhalb der Tarifzone ABC (Stadt und Umland), egal, mit welchem Verkehrsmittel man unterwegs ist. Zu den Freifahrten für Abonnenten gehört im Paket auch die Anerkennung von Einzelfahrscheinen als Tageskarten an Wochenenden innerhalb eines Monats. Einzelheiten will die S-Bahn am heutigen Freitag mitteilen.
Dass die S-Bahn die Entschädigungsrunde für das bisherige Winterchaos erst am Jahresende gewähren will, lässt dem krisengeschüttelten Unternehmen die Möglichkeit offen, bei einem weiteren Versagen noch einen zusätzlichen Entschädigungsmonat anzuhängen. Würde die S-Bahn sich dagegen schon jetzt auf zwei Monate festlegen, müsste sie später eventuell einen dritten Monat dazugeben.
Und mit dem späten Termin kann man außerdem Stammkunden locken, wovon die S-Bahn und auch die BVG profitieren würden. Im vergangenen Jahr hatten viele Gelegenheits-Nutzer einen Abovertrag abgeschlossen, um von den Freifahrten am Jahresende profitieren zu können. Viele dieser Verträge laufen ein Jahr später wieder aus. Gibt es dann erneut Freifahrten, könnten auch kündigungswillige Kunden bei der Stange bleiben, die jetzt Einschränkungen im am Montag eingeführten „Winterfahrplan“ hinnehmen müssen. Der gilt mindestens bis 27. Februar.
Mit Erstaunen habe sie die Äußerung von S-Bahn-Chef Peter Buchner gehört, der Notfahrplan sei, wie berichtet, „mit heißer Nadel“ gestrickt worden, sagte Junge-Reyer ferner. Die S-Bahn habe den behelfsmäßigen Fahrplan mit der Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h statt mit Tempo 80 zwar als ein „stabiles“ Angebot bezeichnet, doch gebe es deutlich längere Fahrzeiten, Anschlussprobleme und Schwierigkeiten bei Nachtfahrten sowie in den Frühstunden am Wochenende. In Potsdam lässt die S-Bahn deshalb zusätzliche Nachtbusse fahren. Zudem prüft sie, ob der Nachtverkehr nach Potsdam und Spandau vom 40-Minuten-Takt auf einen 20-Minuten-Abstand verbessert werden kann – allerdings dann erst ab 25. Februar. Junge-Reyer fordert von der Bahn, jetzt einen Qualitätssicherungsplan zu erarbeiten.
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