Kirchen als Netzwerker auf dem Land: Gemeinderäume sollen besser genutzt werden
Potsdam - Sport mit Demenzkranken, Tagespflege auf dem Dorf, Fahrdienste zum Einkaufen: Die Kirchen haben nach Überzeugung von Sozialexperten vielfältige Möglichkeiten, das Leben auf dem Land zu stärken. Dafür könnten sie Räume in ihren Gemeindehäusern zur Verfügung stellen und müssten auch mit Kommunen, Vereinen, kirchenfernen Menschen und anderen Konfessionen kooperieren, lautet das Fazit einer Tagung der Diakonie Deutschland.
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Potsdam - Sport mit Demenzkranken, Tagespflege auf dem Dorf, Fahrdienste zum Einkaufen: Die Kirchen haben nach Überzeugung von Sozialexperten vielfältige Möglichkeiten, das Leben auf dem Land zu stärken. Dafür könnten sie Räume in ihren Gemeindehäusern zur Verfügung stellen und müssten auch mit Kommunen, Vereinen, kirchenfernen Menschen und anderen Konfessionen kooperieren, lautet das Fazit einer Tagung der Diakonie Deutschland.
Die Entwicklung ländlicher Regionen hat für die Menschen dort viele Probleme mit sich gebracht, die den Alltag erschweren. Die Kirchen könnten dabei helfen, das zu ändern, so die Experten. Kirche und Diakonie müssten sich dabei als Teil eines „Netzwerks von Akteuren“ verstehen, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie bei der Fachtagung „Kirche mit Anderen im ländlichen Raum“ am Mittwoch in Potsdam. Mit einer solchen Vernetzung könnten füreinander sorgende und verantwortliche Nachbarschaften und damit das Leben in ländlichen Räumen unterstützt werden.
Die Kirchen und ihre Einrichtungen sollten dafür Räume und Ressourcen zur Verfügung stellen, betonte Lilie. Dadurch könnten Leerräume wieder belebt und zu Räumen der Kommunikation und Zusammenarbeit gemacht werden. Gemeinsame Aufgabe von Kirche und Diakonie müsse das „Eintreten für das Zusammenleben der Verschiedenen“ sein.
Voraussetzung für ein Gelingen sei dabei, dass die Kirchengemeinden andere sozial Engagierte, Kommunen und Vereine tatsächlich als Kooperationspartner begreifen und „nicht nur als Adressaten von Mission“ sehen, sagte Rudolf Schmidt von der Stiftung Pro Alter in Köln. Die Kirchengemeinden müssten konkrete Angebote machen, damit andere sie als Kooperationspartner erleben könnten und sie sich selbst auch als Kooperationspartner bewähren müssen.
Mit der Stiftung „Kirche mit Anderen“ werde in Mecklenburg bereits versucht, stärker in die Gesellschaft hinein zu wirken, sagte der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Vorpommern der Nordkirche, Andreas von Maltzahn. Finanziell gefördert würden nur Kooperationsprojekte. Dabei sollten die Partner der kirchlichen Projekte möglichst von außerhalb stammen. Dieses Modell sei sehr erfolgreich, betonte Maltzahn am Mittwoch: „Wir können uns inzwischen kaum noch retten vor Anträgen.“ Bei der Förderung solcher Vorhaben müssten Stiftungen stärker darauf achten, dass auch genügend Personal für Koordination und Leitung der Projekte finanziert werde, sagte Uwe Amrhein vom Generali Zukunftsfonds und der Stiftung Bürgermut. Wichtig sei zudem, sich bei der Entwicklung und Finanzierung von Projekten von „Innovationslyrik“ zu verabschieden und das Rad nicht ständig neu zu erfinden.
Stattdessen müsse der Erfahrungs- und Wissenstransfer stärker ausgebaut werden. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, betonte am Mittwoch in Potsdam, dass in den ostdeutschen Landeskirchen bereits zahlreiche innovative Ideen für das Engagement in ländlichen Regionen entwickelt worden seien. Wichtig sei dabei, dass sich die Kirchengemeinden selbst den Herausforderungen stellen müssten und nicht von oben herab bevormundet werden. Yvonne Jennerjahn
Yvonne Jennerjahn
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