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Brandenburg: Gut gelaufen

Etwa eine Millionen Zuschauer jubelten die Marathonläufer gestern ins Ziel. Es gab wenige Verletzte

Stand:

Berlin – Das Gesicht ist schmerzverzerrt. Brian lehnt sich kurz nach Kilometer 36 an eine Straßenlaterne und dehnt seine Beine. Der Däne wird in Berlin nicht alleingelassen. Die Zuschauer am Streckenrand tun alles, um die 40 000 Läufer ins Ziel zu bringen. Sandra Zachow kommt auf ihn zu. „Willst du was trinken? Oder einen Powerriegel?“ Brian lehnt dankend ab, aber er lächelt wieder. Sandra Zachow weiß, wie gut etwas Aufmunterung tut. Sie läuft selber Marathon. „Hier gebe ich etwas zurück.“ Brian konnte weiter machen, anders als manch anderer, der ins Krankenhaus musste. „Aber insgesamt hatten wir wenige Verletzte“, sagte eine Sprecherin des Veranstalters. Das liege am milden Herbstwetter.

Um neun Uhr fiel der Startschuss für den 34. Berlin-Marathon, zu dem nach Veranstalterangaben rund eine Millionen Zuschauer kamen, die tatkräftig mitwirkten. Ein Mann läuft zwischen die Läufer und haut ihnen aufmunternd auf den Po. Eine Frau mit Headset und Lautsprechern feuert unermüdlich an: „Wir sehen uns im Ziel.“ Auch die Kinder machen mit. Am Südstern klatscht der neunjährige Paul einen Läufer nach dem anderen ab. Sein kleiner Bruder Levi müht sich mit einer Rassel ab.

Micha und Steffen haben es sich auf einem Stromkasten in der Gneisenaustraße bequem gemacht. „Na Steffen, sind wir nächstes Jahr auch dabei?“, will Micha wissen. Aber Steffen sind die 42,195 Kilometer zu lang. „Ich habe einen Heidenrespekt vor der Leistung. Über 15 Kilometer bin ich noch nicht hinausgekommen“, sagt er. Also guckt er zu und bekommt einiges geboten. Ein Läufer jongliert drei Bälle, manche sind verkleidet. So tummeln sich Steinzeitmenschen, Engel und Teufel in der Läufermasse.

Am Kurfürstendamm kommt der spätere Sieger Haile Gebrselassi, begleitet vom Surren eines Hubschraubers, der über der Gedächtniskirche kreist. Großer Applaus, nicht nur für den Äthiopier, auch für den Rollstuhlfahrer, der vom Champion überholt wird. Drei Herren aus Japan, in schwarzem Anzug und Krawatte, klappern fröhlich mit bunten Plastikschläuchen. Jene Läufer, die noch einen Blick für schöne Dinge haben, freuen sich am Wittenbergplatz über chinesische Drachentänzer. Schlechte Laune wird nur haben, wer nach dem Lauf erfolglos sein Auto sucht. Etwa 300 Kraftfahrzeuge wurden abgeschleppt.

Kurz vor dem Brandenburger Tor wird es erst richtig spannend. Die Weltrekordzeit von Gebrselassie ist für Ingo Saatweber natürlich kein Maßstab. Dennoch hat sich der Hobbyläufer eine ambitionierte Zeit von 2:48 Stunden vorgenommen. Es sieht gut aus. Nach zweieinhalb Stunden läuft er wenige Kilometer vom Ziel entfernt am Potsdamer Platz vorbei. „Ingooooo“, schreit seine Frau Vanessa.

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