Brandenburg: Halali für Pilzjäger
Saison für Steinpilze und Maronen hat begonnen/Der Mark gehen die Pilzberater aus
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Saison für Steinpilze und Maronen hat begonnen/Der Mark gehen die Pilzberater aus Von Sandra Schipp Eberswalde. Der trockene, heiße Sommer war pures Gift für die Waldpilze. Doch das frühherbstliche Wetter der vergangenen Tage lässt sie endlich aus dem Boden schießen. „Bei der Wahl des Ortes müssen Pilzesammer derzeit nicht wählerisch sein“, sagt ein Sprecher der Landesforstanstalt Eberswalde. Überall in den Wäldern sind Steinpilze, Maronen, Hallimasch und Stockschwämmchen zu finden. Für Anfänger empfiehlt sich ein Ausflug in den Nadelwald. „Dort ist zwar das Artenspektrum kleiner, dafür hat man seinen Korb sehr schnell voll“, sagt der Sprecher. Zudem sind dort Unmengen von Maronen zu finden, die allenfalls mit dem ungenießbaren Bitterling zu verwechseln sind. Da Bitterlinge jede Mahlzeit ruinieren, sinkt das Risiko von Pilzvergiftungen quasi auf Null. In Laubwäldern sind Sammler für einen Teller voller Pilze deutlich länger unterwegs, haben dafür aber auch die Chance, ihren Korb mit wohlschmeckenden Raritäten zu füllen. Da Gift- und Speisepilze teils nur schwer zu unterscheiden sind, sollten sich „Pilzjäger“ schon auf mehr als ihren Instinkt verlassen. Manche Arten wie der violette Rötelritterling sehen zwar gefährlich aus, sind aber eine völlig harmlose Delikatesse. Dafür werden die tödlich giftigen Knollenblätterpilze immer mal wieder mit dem Champignon verwechselt. Daher ist die Landesforstverwaltung betrübt darüber, dass das Netz der Pilzberatungsstellen in der Mark seit der Wende sehr weitmaschig geworden ist. Die Pilzsucher in und um Potsdam haben da einen großen Vorteil: Auf dem Wochenmarkt in der Landeshauptstadt ( auf dem Bassinplatz) bietet Wolfgang Bivour aus Satzkorn sein fachkundliches Wissen über Pilze an. Ansonsten werde, wer einen Sachverständigen suche, oft erst in Berlin fündig, sagt der Sprecher. Dabei sei der Bedarf so riesig, dass manche Pilzberater ihre Namen und Adressen nicht mehr veröffentlichen wollten, weil sie sonst überrannt würden. Der Einbruch bei den Beratungsstellen kam nach der Wende, als alle Pilzberater bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie eine erneute Prüfung absolvieren mussten. Viele fühlten sich dadurch „auf den Schlips getreten“ und verzichteten lieber ganz und gar, sagte der Sprecher. Die neue Form der Pilzberatung hat allerdings durchaus auch ihre positiven Seiten: Während die Experten früher aus der „Beute“ der Pilzsammler die nicht essbaren Exemplare aussortierten, geben sie heute Unterricht in Sachen Pilzkunde. Dadurch sind die Hobbysammler schnell selbst in der Lage, sich aus dem Überangebot im Wald ein bekömmliches Mahl zusammenzustellen. Und diese Möglichkeit wird von immer mehr Berlinern und Brandenburgern genutzt. Der Andrang sei viel größer als noch vor Jahren, sagt der Sprecher. Viele Berliner beispielsweise verbinden einen Ausflug in die herbstliche Schorfheide mit einer Pilzpirsch – und sparen sich nebenbei noch den Einkauf.Auch wenn die Trockenheit der vergangenen Monate dafür gesorgt hat, dass die Wälder quasi zu pilzfreien Zonen wurden – von der Dürre haben einige Arten sogar profitiert. Viele Bäume seien geschwächt, erläutert der Sprecher. Dadurch könnten Pilze, die in Symbiose mit den Bäumen an den Wurzeln lebten, die Oberhand gewinnen und sich stärker ausbreiten als sonst. Wenn die ersten Fröste kommen, ist es mit den meisten Pilzen allerdings schnell wieder aus. Durch Minusgrade werden die Fruchtkörper matschig. Ganz verzichten auf die kleinen Köstlichkeiten aus dem Wald müssen die Menschen allerdings auch im Winter nicht. Einige Arten wie der Winterrübling halten längeren Kälteperioden stand und sind oft auch im Januar noch zu finden. An einigen Wochenenden bieten Forstverwaltungen auch geführte Pilzwanderungen an. Termine und weiteres im Internet: www.brandenburg.de/land/mlur/bildung/pilztage.htm
Sandra Schipp
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