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Brandenburg: Hilfe von oben?

Hamburger Solarfirma bekundet Interesse an der leeren Chipfabrikhalle – und löst Begeisterung aus

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Frankfurt (Oder) – In der riesige Halle der gescheiterten Chipfabrik in Frankfurt (Oder) könnte erstmals etwas anderes Produziert werden als Schulden und leere Heilsversprechen über den Aufschwung Ost: Nachdem das brandenburgische Vorzeigeprojekt „Chipfabrik“ spektakulär in den Sand gesetzt worden war, hofft die Region an der Oder nun auf Hilfe von oben – auf die Sonnenenergie: Die Hamburger Conergy AG, Hersteller von Solartechnik aber auch Biogas- und Windenergieanlagen, prüft nach eigenen Angaben eine Produktion in der seit drei Jahren leer stehenden Halle. Falls Frankfurt (Oder) den firmeninternen Vergleich zwischen mehreren möglichen Standorten besteht, sind bis zu 1000 neue Arbeitsplätze möglich.

Die Aussicht auf die Arbeitsplätze und die nachträgliche Sinnstiftung für den großen Hallenbau zu Frankfurt hat sowohl in der Stadt als auch im brandenburgischen Wirtschaftsministerium eine wahre Euphorie ausgelöst. Firmensprecher Thorsten Vespermann dämpfte gegenüber den PNN jedoch allzu große Erwartungen: „Die Chipfabrik ist nur eine von mehreren Optionen für eine Ausdehnung unserer Produktion.“ Von einer festen Zusage für Frankfurt könne noch keine Rede sein. Meldungen, nach denen man das Grundstück bereits gekauft habe, seien falsch.

In der Stadt blieb das Interesse der Hamburger an dem Koloss am Ortseingang nicht lange verborgen. Ingenieure untersuchten den Zustand der für rund 20 Millionen Euro gebauten Halle, in der 1300 Beschäftigte modernste Chips für neue Handys produzieren sollten. So genannte Reinsträume, in denen sich kein einziges Staubkorn aufhalten durfte, machten das Gebäude, das dann nie gebraucht wurde, so teuer.

Insgesamt setzte die für die Chipfabrik gegründete Communicant AG rund 300 Millionen Euro in den Sand. Das Geld kam von privaten Anlegern und – vorwiegend – aus öffentlichen Kassen sowie vom Emirat Dubai (150 Millionen Euro) und vom US- Chiphersteller Intel (40 Millionen Euro). Letztlich scheiterte das Projekt dann an der fehlenden Staatsbürgschaft für einen millionenschweren Kredit. Das Bundeswirtschaftsministerium verweigerte diesen Schritt, weil es keine ausreichenden Marktchancen für die Chips aus Frankfurt sah. Zu lange war der Bau der Fabrik, für den die Stadt Frankfurt zeitweilig sogar auf eigene soziale Projekte verzichtet hatte, hinausgezögert worden. Unvergessen bleibt die Aktion von Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU), der im November 2003 ein Plakat über die Autobahn spannte: „Hier stirbt der Aufschwung Ost. Danke Herr Bundeskanzler.“ Der Ruf Frankfurts war über Jahre ruiniert.

In der Hamburger Zentrale der Conergy AG (1300 Mitarbeiter in 22 Ländern) ist man überrascht von der freudigen Reaktion auf das Interesse an Brandenburgs Osten. „Wir können die Vorfreude natürlich verstehen, aber wir lassen uns mit einer endgültigen Entscheidung Zeit“, erklärte Sprecher Vespermann. Und meint damit Wochen und Monate. Dank der großzügigen Förderung für regenerative Energien werde das Unternehmen aber auf jeden Fall wachsen. Die Nachfrage nach Sonnenkollektoren nehme immer stärker zu. In Frankfurt haben sich mit der US-Firma „First Solar“ und „Odersun“ bereits zwei Solarfirmen angesiedelt.

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