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Bankeinbruch in Steglitz: In die Röhre geguckt

Stabil abgestützt, mit Bohlen verkleidet: So sieht er aus, der Tunnel unter der Volksbank in Steglitz. Selbst die Polizei ist von der präzisen Bauarbeit beeindruckt.

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Berlin - Es riecht verkokelt, und ein bisschen wie Grillanzünder, nach Brandbeschleuniger. Der Boden ist matschig, das Löschwasser vom Feuerwehreinsatz ist noch nicht abgeflossen. Dann fällt der Blick auf dieses ungewöhnlich geformte Loch in der 25 Zentimeter dicken Stahlbetonwand der Parkgarage: Den einen erinnern die vier Rundungen an Glücksklee, der andere assoziert damit Micky- Maus-Ohren. Die Polizeiermittler sprechen von vier Bohrungen, zu denen die Täter mit einem Kernbohrer angesetzt haben, um durch eine ausreichend große Öffnung all die Werkstoffe und Arbeitsgeräte in den Tunnel zur Volksbank an der Steglitzer Wrangelstraße zu schaffen. Und all den ausgegrabenen Sand wieder abzutransportieren. Und natürlich die Beute, all die Wertsachen, die die Täter am vergangenen Wochenende aus knapp 300 Schließfächern abtransportiert haben.

Am Donnerstag standen die Pressefotografen und Journalisten Schlange im Berliner Untergrund, als die Polizei erstmals Einblicke in den Tatort des Bankencoups in Steglitz gewährte. Diana Born, eine der Polizeipressesprecherinnen, führte die Medienvertreter mit anderen Polizeikollegen in der Tiefgarage umher. Dort durften alle schon herumlaufen, weil die Ermittler – anders als in der Röhre selbst – schon alle Spuren gesichert haben. So liefen die Besucher erst die Rampe herunter. Diese wird auch von mehreren Autofahrern genutzt, die rechterhand einen Stellplatz in einer größeren Parkgarage nutzen. Geradezu aber in dem Vorraum liegt ein Rolltor, durch das die Täter ein Jahr lang verschwanden und wieder auftauchten. Den Tunnel hatten sie mit Holzbrettern abgestützt, Winkelelemente sind an der Decke des 45 Meter langen eckigen Tunnels befestigt. Wie ein Bergwerksschacht aus einem früheren Jahrhundert öffnet sich der etwa 1,50 Meter hohe Gang, der in einer Rechtskurve in der Dunkelheit entschwindet. Von der präzisen Bauarbeit zeigen sich selbst die Experten beeindruckt.

Ob jemand Schmiere stand, um die kriminellen Bauarbeiter an den Arbeitsgeräten im Tunnel möglicherweise vor nahenden Autofahrern zu warnen, auch das wird jetzt der Polizei zufolge ermittelt.

Nach rund 60 Hinweisen hat die Polizei jetzt ein Phantombild eines Täters angefertigt. Das Bild entstand nach Aussage von Zeugen, die den Mann in der Tiefgarage sahen. Den Schilderungen nach ist er etwa 30 bis 40 Jahre alt und rund 1,90 Meter groß. Aus Sicht des Betrachters hat er auf der rechten Wange er ein auffälliges, dunkles rundes Muttermal. Der Mann wird als stämmig und mit Bauchansatz beschrieben und er trug verschmutzte Arbeitshosen sowie ockerfarbene Arbeitsstiefel. Wie viele Täter an dem spektakulären Coup beteiligt gewesen seien, ist unklar. Einer hatte mit einem gefälschten neiderländischen Pass die Einzelgarage mit Rolltor neben der Bankfiliale gemietet. Nach tagelanger Spurensicherung und mehr als 60 Hinweisen gibt sich die Polizei optimistisch„Wir sind zuversichtlich die Täter mit diesen Angaben zu finden“, sagte ein Sprecher. Annette Kögel

Annette Kögel

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