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Nach Todessturz eines 12-Jährigen: Jugenddorf droht Schließung
Nach dem tödlichen Sturz eines Zwölfjährigen in einer Kinder- und Jugendbegegnungsstätte bei Joachimsthal (Barnim) droht der Einrichtung, in der DDR als Pionierrepublik genutzt, die Schließung.
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Joachimsthal - Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) habe Sicherheitsmängel festgestellt, bestätigte deren Sprecher Michael Wanhoff einen Bericht der „Märkischen Oderzeitung“. Die Sperrung des Geländes sei angeordnet, deren Vollzug aber zunächst außer Kraft gesetzt worden.
Bis Dienstagmorgen hat die Begegnungsstätte Zeit, die Mängel zu beheben. Dann werde das Gelände überprüft, sagte BGN-Sprecher Wanhoff am Sonntag. Der Betreiber, die EJB Werbellinsee GmbH, kündigte an, die geforderten Maßnahmen umzusetzen. „90 Prozent sind bereits erledigt“, sagte Geschäftsführer Reinhard Meier.
Der Besuch des Jugenddorfes offenbarte laut Genossenschaft gravierende Mängel: So sei ein Brunnenschacht unverschlossen gewesen, umgestürzte Bäume lagen auf dem Grundstück, Treppen müssten mit Bauzäunen abgesperrt werden. Die BGN ist Träger der gesetzlichen Unfallversicherung der Einrichtung. Sie müsse von Amts wegen handeln, so Sprecher Wanhoff.
Gemeinsam mit der Unfallkasse Brandenburg, der Versicherung des toten Schülers, sei ein „Sofortmaßnahmeplan“ mit sieben Punkten erstellt worden. Dazu gehöre auch die Auflage, jedem neuen Gast eine Belehrung auszuhändigen, die auf die Mängel hinweist. Von einer sofortigen Schließung ist nach Angaben des BGN-Sprechers auch mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Folgen für das Jugenddorf und seine Mitarbeiter verzichtet worden. Zudem müssten die Besucher woanders untergebracht werden.
Derzeit sind laut Geschäftsführer Meier mehr als 500 Kinder und Jugendliche zu Gast in der Begegnungsstätte, die 1952 eröffnet wurde. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 85 Mitarbeiter. Die Begegnungsstätte beherbergt jährlich 30 000 Gäste. Darunter sind viele Schulklassen und Sportgruppen. Vor der Wende fungierte das Gelände als DDR-Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“.
Die Tragödie ereignete sich am vergangenen Montag während eines Schulausfluges: Der Zwölfjährige fiel an einer Treppe so unglücklich auf den Hals, dass jede Hilfe zu spät kam. Der Schüler stammt laut Polizei aus Ketzin. Ermittler prüfen die genauen Umstände des tödlichen Unfalls. dpa
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