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Gerade durch die Briefwahlstimmen konnte sich die CDU-Kandidatin das Amt der Bürgermeisterin von Bad Freienwalde sichern. (Symbolbild)

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Unbelegte Manipulationsvorwürfe: Warum das Wahlergebnis in Bad Freienwalde am Ende kippte – und der AfD-Kandidat verlor

Warum lag der AfD-Kandidat bei der Bürgermeister-Stichwahl im brandenburgischen Bad Freienwalde erst vorn – und verlor dann doch? Manche wittern Ungereimtheiten. Was hinter den Ergebnissen aber wirklich steckt.

Stand:

Nach der knappen Niederlage des AfD-Kandidaten bei der Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) werden in sozialen Netzwerken unbelegte Manipulationsvorwürfe erhoben.

Behauptung

Weil die CDU-Kandidatin am Ende gewann, obwohl sie bei Zwischenergebnissen zurücklag, wird in sozialen Medien von „riesige[m] Wahlbetrug“ geraunt.

Bewertung

Der örtlichen Wahlleitung sind keine Unregelmäßigkeiten bekannt. Die Aufholjagd der CDU am Wahlabend ist anhand der langwierigeren Auszählung der Briefwahlstimmen erklärbar.

Fakten

„Nein“, antwortet die Wahlleiterin von Bad Freienwalde, Anja Neumann-Körber, auf die Frage der Deutschen Presse-Agentur, ob dem Wahlausschuss Unregelmäßigkeiten bei dieser Wahl oder der Auszählung bekanntgeworden sind.

Bei der Stichwahl am 19. Oktober 2025 erhielt die CDU-Politikerin Ulrike Heidemann nach dem endgültigen Endergebnis 51,6 Prozent der Stimmen. Ihr parteiloser Kontrahent Frank Vettel, der für die AfD kandidierte, unterlag mit 48,4 Prozent.

Im Vergleich zwischen Urnen- und Briefwahl bei der Stichwahl zeigt sich: Im Wahllokal vor Ort erreichte der AfD-Mann (54,7 Prozent) ein besseres Ergebnis als die CDU-Politikerin (45,3 Prozent). Bei den Briefwählern und -wählerinnen wiederum lag die Heidemann (64,4 Prozent) vor Vettel (35,6 Prozent). Am Ende konnte sich die CDU mit einem knappen Vorsprung von insgesamt 160 Stimmen das Rathaus sichern.

Die AfD kritisiert schon seit längerem die Briefwahl. Denkbar ist daher, dass ihre Anhänger ebenso skeptisch sind und deshalb eher lieber direkt zur Urne gehen.

Zwischenstand ist kein Endstand: Briefwahlergebnisse fehlen

In sozialen Netzwerken werden häufig Screenshots eines Zwischenergebnisses vom Wahlabend verbreitet, bei dem AfD-Kandidat Vettel nach Auszählung von zwölf der 14 Wahlgebiete fast 10 Prozentpunkte Vorsprung vor Heidemann hatte – und angeblich „uneinholbar vorn“ gelegen habe.

Doch diese Werte zeigen nur das Ergebnis der Urnen. Zu diesem Zeitpunkt war ein Drittel der Gesamtstimmen noch gar nicht ausgezählt – nämlich die Stimmen in den beiden Briefwahlbüros.

„Die Ergebnisse der zwölf Urnenwahlbezirke lagen früher vor, als die Ergebnisse der Briefwahlvorstände“, teilt die Wahlleiterin mit. Da die Briefwahl von immer mehr Wählern und Wählerinnen genutzt werde, seien dort viel mehr Stimmzettel auszuzählen gewesen.

Konkret: In den zwölf Urnenwahlbezirken liefen jeweils nur bis zu 416 Stimmen auf, in den Briefwahlbüros mussten hingegen 891 und 816 Stimmen verarbeitet werden. Das dauerte nachvollziehbar länger.

AfD macht Stimmung gegen Briefwahl

„Auffällig ist erneut, dass die Briefwahlergebnisse deutlich schlechter ausfallen als die Ergebnisse der Urnenwahl am Wahltag selbst“, teilte der Brandenburger AfD-Chef René Springer kurz nach der Wahl mit. „Dieses Muster zieht sich durch nahezu alle Wahlen und wirft Fragen auf.“ Am Freitag will die Brandenburger AfD in einer Pressekonferenz ihre Sicht auf die Wahl darlegen.

Für die Bundeswahlleiterin zählt der Vorwurf einer leicht manipulierbaren Briefwahl zu den bekannten Falschbehauptungen auf Social Media. Ihr zufolge sind Verstöße gegen Briefwahl-Vorschriften, die unter anderem eine eidesstattliche Versicherung vorsehen, zum Teil strafbar. „Nur in Einzelfällen ist daher bei hinreichend krimineller Energie Missbrauch realisierbar“, so die Bundeswahlleiterin. Die Auszählung des Briefwahlergebnisses ist öffentlich. (dpa)

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