
© Kai-Uwe Heinrich
Von Klaus Kurpjuweit: Krise könnte Flughäfen in Turbulenzen bringen
Drastischer Rückgang der Starts und Landungen im Winterzeitraum befürchtet. Unternehmen widerspricht
Stand:
Schönefeld/Tegel - Droht Berlin im Winterflugplan ein erheblicher Einbruch bei der Zahl der Flüge? Ja, sagt der bundesweit zuständige Flughafenkoordinator in Frankfurt am Main; nein, kontert die Flughafengesellschaft in Berlin. Weniger Flüge – und damit auch geringere Einnahmen – würden auch die bisherige Finanzplanung der Flughafengesellschaft gefährden. Gebührenerhöhungen, die derzeit nicht geplant sind, wären dann nicht ausgeschlossen. Für den Winterflugplan, der von Ende Oktober an gilt, hatten die Fluggesellschaften nach Angaben von Flughafenkoordinator Claus Ulrich in Schönefeld bis Ende Juli insgesamt 26 300 Flüge beantragt; vor einem Jahr waren es noch 28 500, was einem Rückgang von acht Prozent entspricht. In Tegel hat Ulrich statt 83 000 „Slots“ nur noch 74 600 zugeteilt, rund zehn Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Bundesweit liege der Rückgang bisher bei sechs Prozent, sagte Ulrich, der mit seinen Mitarbeitern in Frankfurt am Main im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die Flugpläne der 16 deutschen Verkehrsflughäfen koordiniert. Derart starke Rückgänge bei der Anmeldung von Flügen seien „sehr selten“, sagte Ulrich. Allerdings seien die bisher zugeteilten Starts und Landungen, Slots genannt, nur eine Momentaufnahme. Bis zum Beginn des Winterflugplans könne sich hier noch einiges ändern.
Im August habe die Zahl der Anmeldungen für Flüge in Schönefeld wieder zugenommen, sagte Flughafensprecher Eberhard Elie. Dort liege man nun sogar 11,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. In Tegel sei die Zahl der angemeldeten Flüge dagegen um 0,4 Prozent zurückgegangen. Ohnehin gebe es in der Regel später weniger Flüge, als angemeldet worden seien, weil einige Fluggesellschaften die zugeteilten Slots am Ende doch nicht nutzten.
In Berlin hatte man bisher gehofft, glimpflich durch die Krise kommen zu können. Die Rückgänge bei den Passagierzahlen lagen in den vergangenen Monaten unter dem Bundesdurchschnitt; im Juli hatte es gegen den Trend sogar wieder ein leichtes Plus gegeben.
Allerdings hatte die Flughafengesellschaft bereits im Juni ihre Etatplanung geändert und ihr Kostensenkungsprogramm „Herkules“ erweitert. Bis zum Jahresende sollten statt 10 Millionen Euro nun 15 Millionen Euro eingespart werden. Gebührenerhöhungen wie auf anderen Flughäfen waren bisher dagegen nicht geplant. Abweichungen vom Etatplan kann sich die Flughafengesellschaft kaum leisten, weil die vorgesehenen Erträge Bestandteil für die Finanzierung des Ausbaus in Schönefeld sind. Insgesamt 440 Millionen Euro muss die Flughafengesellschaft hierfür aus dem laufenden Geschäft aufbringen.
Schlechte Botschaften kann das Unternehmen derzeit nicht gebrauchen: Sie will in der nächsten Woche die Vermietungsverfahren für die Einzelhandels- und Dienstleistungsflächen am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld starten.
Wie der künftige Flughafen heißen wird, steht auch weiter nicht fest. Die Flughafengesellschaft hat jetzt eine Design-Agentur mit einem „Markenbildungsprozess“ beauftragt, zu dem auch der Vorschlag für einen neuen Flughafen-Namen gehört.
Den Arbeitstitel BBI soll der Flughafen nicht behalten – nicht nur, weil das internationale Kürzel dafür bereits an den indischen Provinzflughafen Bhubaneswar vergeben ist. Für Berlin ist der Code „BER“ reserviert. Die SPD will den neuen Flughafen nach Willy Brandt benennen. Vorgeschlagen sind aber als Namensgeber unter anderem auch schon Albert Einstein, Marlene Dietrich oder – wie bereits in Tegel – Otto Lilienthal.
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