Gemeinde erinnert an Nazi-Attacke auf Briten: Mahlow würdigt Noel Martin
Mahlow/Potsdam - 20 Jahre nach der Neonazi-Attacke auf den Briten Noel Martin erinnert die brandenburgische Gemeinde Mahlow am Donnerstag an die rassistische Gewalttat von 1996. Martin, der seit der Attacke vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist, wird eine Videobotschaft aus seiner Heimatstadt Birmingham nach Mahlow senden.
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Mahlow/Potsdam - 20 Jahre nach der Neonazi-Attacke auf den Briten Noel Martin erinnert die brandenburgische Gemeinde Mahlow am Donnerstag an die rassistische Gewalttat von 1996. Martin, der seit der Attacke vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist, wird eine Videobotschaft aus seiner Heimatstadt Birmingham nach Mahlow senden. An der Veranstaltung werden auch sieben Jugendliche aus Birmingham im Rahmen des Jugendaustauschs der Noel-und-Jaqueline-Martin-Stiftung teilnehmen. Die Gemeinde will damit ein Zeichen für Toleranz, Menschlichkeit und ein friedliches Zusammenleben setzen. Am Samstag lädt sie zu einem „Fest der Vielfalt“.
Der farbige britische Bauunternehmer war am 16. Juni 1996 von zwei Neonazis am Bahnhof von Mahlow (Teltow-Fläming) angepöbelt worden. Nachdem er mit zwei Kollegen in seinen Wagen gestiegen war, verfolgten ihn die Rechtsradikalen mit einem gestohlenen Pkw und warfen einen Stein durch die Heckscheibe. Martin verlor die Kontrolle über seinen Wagen und brach sich bei dem anschließenden Unfall zwei Halswirbel. Seither ist Martin, der als Zehnjähriger von Jamaika nach England kam, querschnittsgelähmt und vollständig auf fremde Hilfe angewiesen. Das Landgericht Potsdam verurteilte die Täter im Dezember 1996 zu Haftstrafen von fünf und acht Jahren.
Nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr gehe es ihm im Moment „relativ gut“, sagte Martins Vertrauter, Michael Ferguson. Die Gruppe Jugendlicher, die am Donnerstag in Mahlow erwartet wird und bis Sonntag bleibt, sei kürzlich bei Martin zu Hause gewesen und habe mit ihm über die Ereignisse von damals und den Austausch gesprochen. In seiner Videobotschaft werde sich Martin bei den Menschen bedanken, die regelmäßig an das schreckliche Ereignis erinnern. Dies gebe ihm Auftrieb. Zugleich werde er daran erinnern, dass seine Stiftung auf Spenden angewiesen ist, sagte Ferguson.
Die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow lädt am Donnerstagabend zum Gedenken an das Mahnmal für Noel Martin auf dem Glasower Damm ein. Dazu werden auch Vertreter der Landesregierung erwartet. Im Anschluss werden in der Astrid-Lindgren-Grundschule Filmausschnitte über das Leben von Noel Martin gezeigt.
Dem RBB sagte Martin in einem Interview, er würde gerne eines Tages in die Gemeinde zurückkehren, um zu sehen, inwieweit sich die Situation dort verbessert hat. An den Tag der Tat selbst wolle er sich nicht erinnern. Die beiden Täter „überlasse ich Gott. Sie werden eines Tages ihre Strafe bekommen, wenn sie alt sind.“ Dann werde deren Tochter oder Enkeltochter oder Urenkelin mit einem farbigen Menschen nach Hause kommen und sagen: „Papa, das ist der Mensch, den ich liebe – und du bist zu alt, um etwas dagegen zu tun.“ 2008 gründete Martin mit seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau und mit Unterstützung Brandenburgs die Noel- und Jaqueline-Martin-Stiftung, die den Jugendaustausch zwischen Birmingham und Mahlow fördert. Sie wird von der Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ verwaltet. Laut Stiftung beteiligten sich bislang rund 200 Jugendliche aus Birmingham und ebenso viele junge Leute aus Blankenfelde und Mahlow an dem Programm. Einen Austausch gebe es vor allem zwischen dem Fußball-Club BSC Preußen 07 Blankenfelde-Mahlow und den Continental Star FC in Birmingham. Christina Denz
Christina Denz
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