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Endstation am Griebnitzsee: Insgesamt wanderten die Berliner Senioren auf ihrer Tour entlang der ehemaligen Grenze mehr als 200 Kilometer. Nicht nur der gesperrte Uferweg am Griebnitzsee zwang sie zu Umwegen.

© Andreas Klaer

Von Stefan Uhlmann: Mauersuche stieß auf Hindernisse

Berliner Senioren umrundeten das frühere West-Berlin in 22 Etappen. Oft waren Umwege notwendig

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Potsdam/Berlin - Am Uferweg des Griebnitzsees war erst einmal Schluss. Der Weg in Potsdam-Babelsberg, den Anwohner nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen gesperrt haben, durchkreuzte das Vorhaben von rund 20 Senioren aus Berlin-Pankow, den ehemaligen Mauerverlauf rund um Berlin möglichst exakt zu erkunden. Am Griebnitzsee mussten sie kurz auf die Straße hinter den Villen ausweichen. „Das war schon ein bisschen traurig“, sagt Annemarie Geyermann.

Irgendwann im vergangenen Jahr hatte die 71-Jährige die Idee, den Weg rund um das ehemalige West-Berlin im 20. Jahr nach dem Mauerfall zu erkunden. Auslöser war weniger der Jahrestag des Mauerfalls als vielmehr die Nachricht, dass die letzten Lücken auf dem rund 160 Kilometer langen Mauerweg nun geschlossen seien. Anfang Oktober 2008 trafen sich die „Mauer“-Spaziergänger im Pankower Bürgerpark zur ersten Etappe, die von der Wollankstraße zur Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße führte. Die 22. und letzte Etappe führte am gestrigen Mittwoch von Rosenthal an dem Ausgangspunkt in Pankow.

Jeweils am ersten Montag und am dritten Mittwoch im Monat war Treffpunkt, schlechtes Wetter war keine Ausrede. Gewandert wurde bei Sonnenschein, Regen und Schnee. Unterwegs trafen sie andere Gruppen, die in entgegengesetzter Richtung den einstigen Mauerstreifen abliefen und Radfahrer, die „West-Berlin“ umrundeten. An die frühere Mauer erinnert kaum noch etwas, stellten die Spaziergänger fest, nur ein paar Pfosten im Wald zeugen noch vom ehemaligen Weg, der für jene, die ihn damals überqueren wollten, lebensgefährlich war.

Nach einem Jahr „Mauerweg“-Wanderung sind die Teilnehmer voll Begeisterung. So lernten sie Teile Berlins und Brandenburgs kennen, die sie sonst nie zu Gesicht bekommen hätten. Bei besonderen Highlights waren kleine Abstecher erlaubt, dadurch kam die Truppe auf rund 200 Kilometer. Ansonsten galt aber das Motto „Wir weichen nicht ab“. Am Ende einer jeden Etappe stand die Einkehr in einem Lokal. Annemarie Geyermann organisiert seit 1995 Wanderungen in Berlin und im Umland. Damals hatte sie noch eine ABM-Stelle in einem Frauentreff. Die Stelle fiel nach einem Jahr weg, sie blieb trotzdem dabei, Gleichgesinnte zu Spaziergängen zu animieren. Ein Ziel war dabei nicht zuletzt, Menschen, die vielleicht den Job oder den Partner verloren haben, ein Gemeinschaftsgefühl zu geben. „Das ist aufgegangen“, sagt Geyermann. Die Wandertruppe, die mit einer Ausnahme nur aus Frauen besteht, hat sich innerhalb eines Jahres kaum verändert, wer Urlaub hatte, musste schweren Herzens eine Etappe auslassen. Der Umweg am Griebnitzsee war nicht der einzige, den die Wandergruppe nehmen musste, auch an anderen Stellen ist der Mauerpfad mittlerweile bebaut. Das erfuhren die Mauer-Spaziergänger auch am letzten Tag. Mitten auf dem Weg, wo vor 20 Jahren noch DDR-Grenzer auf- und abliefen, steht heute ein Supermarkt. Und auch die einstige „Letzte Kneipe vor der Grenze“ im Westteil der Stadt hat ihren Namen längst geändert.

Stefan Uhlmann

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