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Berlin: Nachtflugverbot für Tegel mit Lücken
109 Starts und Landungen im Juni in der „flugfreien“ Zeit zwischen 23 und 24 Uhr Wegen wetterbedingter Ausnahmegenehmigungen auch steigende Zahl im Juli
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Berlin - Der Weiterbetrieb des Flugverkehrs in Tegel bringt die Anwohner um ihren Schlaf. Im Juni, dem ersten Monat des Zusatzbetriebs, gab es nach Angaben der Luftfahrtbehörde zwischen 23 Uhr und 0 Uhr insgesamt 109 Starts und Landungen von Passagiermaschinen. Und im Juli wurde es bisher noch öfter laut in der Nacht. Weil es häufig Gewitter gab, mussten noch mehr Ausnahmegenehmigungen für nächtliche Flüge erteilt werden. Zahlen gibt es noch nicht. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Flüge in dieser Zeit mit einer Ausnahme immer unter dem aktuellen Juni-Wert und schwankte zwischen 24 und 137.
In Tegel darf bis 22 Uhr planmäßig gestartet werden. Bis 23 Uhr sind Landungen erlaubt; bis 24 Uhr dürfen auch noch verspätete Maschinen ankommen. Danach muss jeder weitere Flug durch Mitarbeiter der Stadtentwicklungsverwaltung, zu der die Luftfahrtbehörde gehört, einzeln erlaubt werden. Drei Flüge nach Mitternacht wurden im Juni gestattet.
Um das für den neuen Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld geplante Flugprogramm nach dem Verschieben der für den 3. Juni vorgesehenen Inbetriebnahme auch in Tegel fliegen zu können, hatte die Luftfahrtbehörde 22 Landungen nach 23 Uhr gestattet. Dass es insgesamt 109 Starts und Landungen gegeben habe, sei in den meisten Fällen wetterbedingt gewesen, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Daniela Augenstein.
Mehrfach musste der Flugbetrieb, vor allem bei Gewittern, im Juni und Juli unterbrochen werden. Maschinen mussten bis zu zwei Stunden in der Luft kreisen. Auch Ausweichflughäfen meldeten eine Ausnahmesituation. Weil es in Tegel zu wenig Abstellplätze für Flugzeuge gibt, mussten Starts nach 22 Uhr erlaubt werden, um am Boden wieder Platz für ankommende Maschinen zu schaffen.
Flugzeuge hoben zum Teil aber auch verspätet ab, weil es für die Passagiere keine Übernachtungsmöglichkeiten gegeben hatte. Fluggesellschaften waren nach Informationen dieser Zeitung bereit, Starts auszusetzen und suchten Übernachtungsmöglichkeiten. Vor allem während der Modemesse Fashion Week seien die meisten Hotels aber ausgebucht gewesen. Die Idee, die Fluggäste in eilig aufgestellten Zelten auf dem Flughafen schlafen zu lassen, gab es zwar, sie wurde aber schnell verworfen. Deshalb erlaubte die Luftfahrtbehörde Starts bis 0.20 Uhr.
Im Juli nahm wegen des Wetters auch die Zahl der Flüge nach 0 Uhr zu. So hob beispielsweise am 14. Juli nach Angaben der Flugsicherung eine Air-Berlin-Maschine um 0.25 Uhr ab, am 12. Juli gab es um 0.18 Uhr einen Start, und am 7. Juli, einer Nacht mit heftigem Gewitter, ging eine Lufthansa-Maschine um 0.28 Uhr in die Luft. Sie durfte mit Erlaubnis der Lotsen den Geradeaus-Kurs bereits in einer Höhe von gut 2000 Fuß (609 Meter) verlassen und die Stadt auf Süd-Ost-Kurs überqueren. Normalerweise fliegen die Piloten geradeaus, bis sie 5000 Fuß (1524 Meter) Höhe erreicht haben.
Aber auch ohne Ausnahmegenehmigungen herrscht nach 0 Uhr keine Ruhe am Himmel. Für Ambulanz-, Post- und Regierungsflüge gibt es keine Beschränkungen. Dies gilt auch für den künftigen BER-Flughafen in Schönefeld. 77 solcher Flüge zwischen 0 Uhr und 6 Uhr fanden im Juni in Tegel statt: 18 Ambulanz-, 42 Post- und 17 Regierungsflüge.
Klar sei, dass es Ausnahmegenehmigungen nur wegen des Wetters gebe, sagte Augenstein. Wirtschaftliche Gründe der Fluggesellschaften würden nicht akzeptiert.
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