Brandenburg: Neuer Engpass auf A 12 in Richtung Polen
Die wichtigste Ost-West-Autobahn wird bei Fürstenwalde ausgebaut / Wirtschaft fürchtet Stillstand
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Fürstenwalde - In teils kilometerlangen Kolonnen rollen Lastzüge auf der Autobahn 12 Berlin-Frankfurt (Oder) der polnischen Grenze entgegen. Ohne Halt passieren die Lkw die am östlichen Oder-Ufer gelegenen Grenzanlagen, wo seit dem Schengen-Beitritt Polens Ende 2007 kein Grenzbeamter mehr kontrolliert. Seither hat es auf der wichtigsten Ost-West-Autobahn von einzelnen Unfällen abgesehen praktisch keine Lkw-Staus mehr gegeben. Das könnte sich bald ändern, denn eine Baustelle bei Fürstenwalde macht die A 12 in diesem Jahr zu Spitzenzeiten erneut zu einem Nadelöhr.
Ab Ende März wird ein fast sechs Kilometer langer Autobahnabschnitt zwischen Storkow und Fürstenwalde für rund 13,5 Millionen Euro ausgebaut und mit einem Standstreifen versehen, wie der Vorstandsvorsitzende des brandenburgischen Landesbetriebs Straßenwesen (LS), Hans-Reinhard Reuter, ankündigt. Zunächst werde die Fahrbahn Richtung Grenze erneuert. Während der bis Dezember geplanten Bauphase muss der Verkehr über die Gegenfahrbahn geführt werden, auf der dann je Richtung nur eine Spur zur Verfügung steht.
Mehr Platz ist angesichts der schwierigen topographischen Situation an den Rauener Bergen nicht vorhanden.
Schon ab kommender Woche wird nach Angaben seiner Behörde in Vorbereitung der Arbeiten nur noch eine Spur Richtung Berlin zur Verfügung stehen. Staus sind damit mindestens zu Spitzenzeiten nicht ausgeschlossen. Täglich passieren im Durchschnitt rund 30 000 Fahrzeuge die Autobahn, und die Zuwächse im Lkw-Verkehr sind riesig, wie Reuter anmerkt. Dabei ist der Lkw-Anteil am Fahrzeugverkehr auf der A 12 mit rund 30 Prozent so hoch ist wie auf keiner anderen brandenburgischen Autobahn. Bei einem Unfall im Baustellenbereich ist zu befürchten, dass gar nichts mehr geht.
Kritisch wird es auch, wenn mehr als 1500 Fahrzeuge pro Stunde unterwegs sind, wie Klaus Packroff von der Verkehrsbehörde des Landesbetriebs sagt. Das sei nach bisherigen Erfahrungen insbesondere zum Wochenende hin der Fall. Dann seien Staus zu erwarten. Daher würden weiträumige Umleitungsstrecken eingerichtet und verkehrsabhängig arbeitende Stauwarnanlagen aufgestellt. Die Polizei ist nach Angaben des stellvertretenden Schutzbereichsleiters von Oder-Spree, Hans-Joachim Kurz, vorbereitet, den Verkehr auf diesen Umleitungsstrecken zeitweilig auch per Hand zu regeln.
Die Ostbrandenburger Wirtschaft kann Staus auf der A 12 am wenigsten gebrauchen. „Viele Unternehmen sind auf diese wichtige Transitstrecke zwischen Ost- und Westeuropa angewiesen“, sagt der frühere Frankfurter Handwerkskammerpräsident Detlef Karney. „Die Firmen beobachten die Situation genau“, betont auch Klaus Kröpelin von der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg. Er könne sich durchaus vorstellen, dass Firmen wie das Reifenwerk Fürstenwalde Probleme mit „Just-in-Time“-Transporten bekommen könnten. Allerdings sieht Kröpelin die jüngsten Wachstumsimpulse der Region um Frankfurt, wo unter anderem mehrere Solarfabriken entstanden, nicht beeinträchtigt.
„Wir fordern regelmäßig eine Verbesserung der Situation auf der A 12, da müssen wir temporäre Beeinträchtigungen in Kauf nehmen“, sagt er. Forderungen nach einem sechsspurigen Ausbau der A 12, wie sie jüngst wieder von Karney und der Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin/Brandenburg (UVB) laut wurden, erteilt Reuter indes eine Absage. Dafür seien die Verkehrszahlen nicht hoch genug. Immerhin soll es im kommenden Jahr, wenn bei Fürstenwalde der Gegen-Abschnitt ausgebaut wird, weniger Probleme geben: Dann stehen auch während der Bauarbeiten zwei Spuren je Richtung zur Verfügung. Jörg Schreiber
Jörg Schreiber
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