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Brandenburg: Nulltarif bei der BVG

Mit neuer Technik für den Fahrscheinverkauf im Bus können Fahrer nicht immer kassieren – und lassen Kunden dann gratis fahren

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Berlin - Die BVG, die stets jammert, dass die Fahrpreise in Berlin zu niedrig seien, gewährt auf der anderen Seite Fahrgästen Freifahrten. Wer derzeit etwas Glück hat, muss zumindest bei der Mitfahrt in einem Bus nichts bezahlen – weil der Fahrer keinen Fahrschein drucken kann. Ein neu eingeführtes System hat seine Macken. Die BVG will das Problem aber inzwischen im Griff haben. Unabhängig davon plant das Unternehmen zum 1. Juni eine weitere technische Umstellung, die den Fahrplan bei Bussen und Straßenbahnen durcheinanderbringen könnte, wie Insider vermuten. Aber auch hier gibt sich die BVG zuversichtlich, dass alles klappen wird.

Das Unternehmen  hat seinen neuen Bussen, die derzeit angeschafft werden, gleichzeitig ein neues Fahrscheinverkaufssystem verpasst. Ein Vorteil unter anderem ist dabei, dass die Fahrer – elf Jahre nach der Gründung des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) – jetzt auch im Bus Fahrscheine für das gesamte Verbundgebiet verkaufen können.

Zum Start gab’s zunächst jedoch öfter erst mal gar kein Ticket. Wer einen Fahrschein kaufen wollte, wurde vom Fahrer einfach durchgewinkt; mit einer mehr oder weniger originellen Bemerkung, dass es keine Kasse gebe – wie zuletzt am Wochenende in einem Bus der Linie 170 (Rathaus Steglitz–Baumschulenstraße). Auch in Spandau sind mehrfach solche Fälle gemeldet worden.

Nach Informationen dieser Zeitung versagten die Geräte häufig; zudem hat es zumindest in der Startzeit zu wenig der Karten gegeben, mit denen sich die Fahrer an dem Gerät anmelden müssen. Auch bei der aufwändigen Schulung der Fahrer für das Bedienen der Geräte war man nicht nachgekommen. So wurden Busse in den Einsatz geschickt, deren Fahrer die neue Technik nicht nutzen konnten. Die Fahrt zum Nulltarif für die einsteigenden Fahrgäste war garantiert. Hohe Einnahmeausfälle habe es aber nicht gegeben, versicherte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Bisher hatte die BVG versucht, Fahrzeuge, bei denen die Geräte nicht bedient werden konnten, auf nachfrageschwachen Linien oder im Schülerverkehr einzusetzen, bei dem es kaum einen Barverkauf gibt.

Rund 80 dieser mit solchen Geräten ausgestatteten Busse besitzt die BVG inzwischen, bestellt sind insgesamt 144 dieser Serie mit den neuen Verkaufsgeräten. Auch die alten Busse sollen später das neue System erhalten. Grundlegende Probleme gebe es damit nicht, sagte Reetz. Sollte ein Gerät „abstürzen“, was nie auszuschließen sei, könnten die Fahrer es durch einen Neustart innerhalb von drei Minuten wieder betriebsfähig machen. Inzwischen seien auch genügend Fahrer mit den Anmeldekarten ausgestattet, um alle neuen Busse besetzen zu können.

In Wiesbaden hatten die Verkehrsbetriebe vor wenigen Jahren ebenfalls ein Verkaufssystem dieses Herstellers angeschafft. Nach zahlreichen Pannen war man dann auf einen anderen Hersteller umgestiegen. Die BVG will aber nicht nur den Fahrscheinverkauf modernisieren; auch für das Erstellen des Fahrplans, den Einsatz der Mitarbeiter und die Disposition der Fahrzeuge sowie für die Information der Fahrgäste ist ein neues System vorgesehen, Microbus genannt, das bei der U-Bahn bereits funktioniert und jetzt auch beim Bus und der Straßenbahn kommen soll. Reetz zeigte sich optimistisch, dass die Umstellung am 1. Juni klappen wird. „Wir wiederholen ja im Prinzip nur, was bereits bei der U-Bahn geklappt hat“, sagte die Sprecherin.

Insider verweisen jedoch darauf, dass es auch bei diesem System noch zahlreiche Probleme gebe, an deren Lösung weiter intensiv gearbeitet werden müsse – beim Bus und bei der Straßenbahn. Klappt die Umstellung nämlich nicht, kann der ganze Betrieb zusammenbrechen. Freifahrten gibt’s dann auch nicht.

Klaus Kurpjuweit

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