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Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen am Donnerstagmorgen mit Ausfällen und Verspätungen rechnen.

© Mike Wolff

Warnstreik bei Bussen und U-Bahnen: Nur zwei U-Bahn-Linien sollen nach Plan fahren

Züge im 30-Minuten-Takt: BVG rechnet auf den meisten Strecken mit erheblichen Einschränkungen im Berufsverkehr

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Berlin - Die S-Bahn fährt weiter nur nach einem Notfahrplan – und nun sollen heute auch bei der BVG Fahrten ausfallen. Die unter dem Dach der DBB Tarifunion organisierten Arbeitnehmerorganisationen haben für den heutigen Donnerstag zu einem Warnstreik von Dienstbeginn bis 10 Uhr aufgerufen. Vor allem der Verkehr bei der U-Bahn könnte erheblich eingeschränkt werden, warnte die BVG am Mittwochnachmittag, obwohl sich die Gewerkschaft Verdi, die die meisten Mitglieder hat, an dem Streik nicht beteiligt.
Normal fahren sollen nur noch die Linien U 1 (Warschauer Straße–Uhlandstaße) und U 2 (Pankow–Olympiastadion). Hier will die BVG den Einsatz der nichtstreikenden Fahrer konzentrieren, weil die Fahrgäste bereits durch die Sperrungen der Abschnitte Gleisdreieck–Wittenbergplatz und Olympiastadion–Ruhleben der U 2 gebeutelt sind. Auf den Linien U 6 (Alt-Tegel–Alt-Mariendorf) und U 9 (Osloer Straße–Rathaus Steglitz) soll es einen Zehn-Minuten-Verkehr geben, der aber nicht garantiert werden könne, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Voraussichtlich nur alle 20 bis 30 Minuten werden dagegen die Züge auf den Linien U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke), U 5 (Hönow–Alexanderplatz), U 7 (Rathaus Spandau–Rudow) und U 8 (Hermannstraße) am Bahnsteig halten. Gar keinen Verkehr soll es auf der U 4 (Nollendorfplatz–Innsbrucker Platz) und U 55 (Brandenburger Tor–Hauptbahnhof) geben.
Wie sich der Streik im Busverkehr auswirken wird, konnte die BVG am Mittwoch nicht einschätzen. Um den Betrieb lahm zu legen, reicht es jedoch bereits, wenn Streikende die Ausfahrten auf den Betriebshöfen blockieren.
Nicht betroffen sein werde die Straßenbahn, heißt es in dem Streikaufruf. Bei der Tram hat die Tarifunion nach Tagesspiegel-Informationen auch nur wenige Mitglieder. Dem straff organisierten Betrieb werde es gelingen, den streikbedingten Ausfall von wenigen Fahrern zu kompensieren, heißt es bei der BVG.
Zur Tarifunion haben sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Gewerkschaft Kommunaler Landesdienst (GKL) zusammengeschlossen. Die GDL hat nach Tagesspiegel–Informationen besonders viele Mitglieder im BVG-Tochterunternehmen Berlin Transport, wo die Fahrer häufig Aufgaben bei der U-Bahn übernommen haben. Zahlreiche BVGer waren nach dem wochenlangen Verdi-Streik 2008 zur GDL gewechselt, weil sie mit dem Verhandlungsergebnis am Ende nicht zufrieden waren. Zudem hatte der streikbedingte Erfolg der GDL bei der Bahn AG viele BVG-Mitarbeiter zum Wechsel der Gewerkschaft animiert, so dass die Zahl der Mitglieder inzwischen ausreichen könnte, den Betrieb weitgehend lahm zu legen. In der Vergangenheit waren Aktionen der Tarifgemeinschaft meist ohne große Auswirkungen  verpufft.
In den Verhandlungen zum Manteltarif will die Tarifgemeinschaft erreichen, dass Nachtarbeit auf den Zeitraum von 20 Uhr bis 6 Uhr ausgeweitet wird. Außerdem sollen Ansprüche auf Zusatzurlaub für Nachtarbeit  am Jahresende nicht verfallen. Bei Dienstteilungen soll eine Schicht maximal zwölf Stunden dauern.  Zudem soll die Zeit, die Busfahrer für die Streckenkenntnis brauchen, als Arbeitszeit gelten.
BVG-Personalvorstand Lothar Zweiniger verwies  darauf, dass seit Mitte Mai ein erstes Angebot vorliege, Gespräche darüber stünden noch aus. BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta versicherte den Fahrgästen, diese „ungerechtfertigte Belastung“ durch den Streik, für den sie kein Verständnis habe, so erträglich wie möglich zu gestalten.

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