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SAMMLERLATEIN: Papas Autos sind kein Spielzeug!

Die Märklinbahn aus Kindertagen war irgendwann weg, die Autos dazu blieben. 100 waren es etwa, nur Wikinger, was anderes gab es ja nicht.

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Die Märklinbahn aus Kindertagen war irgendwann weg, die Autos dazu blieben. 100 waren es etwa, nur Wikinger, was anderes gab es ja nicht. Viele waren zerspielt, einiges abgebrochen. In den 80ern wurden Berliner Flohmärkte abgegrast, die Sammlung wuchs langsam. Dann kam Ebay, plötzlich konnte man mit ein paar Klicks aus ganz Deutschland neue Modelle kaufen. Die Sammelleidenschaft nahm ungeahnte Ausmaße an. Wie viele Autos es heute sind? Schwer zu schätzen, sehr viele. Raritäten sind dabei wie die einheitsgrauen Drahtachser, die 1948 zuerst nur in Berlin verkauft wurden: der Lastwagen mit Hänger, der Horch, der Jeep, der Käfer und der „Sportzweisitzer“. Für einen später Geborenen unvorstellbar, dass Menschen drei Jahre nach Kriegsende im zerbombten Berlin für Spielzeug Geld ausgegeben haben: 1,50 Reichsmark zum Beispiel für die „T3 Limousine“, den Horch. So steht es im ersten Prospekt. 1949, nach der Währungsreform also, waren es dann 50 Pfennig. Wiking ist rollende Geschichte, längst nicht nur Autogeschichte. Es waren Berliner Hausfrauen, die die Modelle in Heimarbeit zusammenklebten und bemalten. Die grauen Modelle haben bei mir einen Ehrenplatz in der Vitrine. Heute bringt ein solcher Horch knapp 100 Euro – selbst wenn die filigranen Stoßstangen abgebrochen sind. War ja schließlich Spielzeug früher. Bis zu 1000 Euro notiert der „Saure“, der einschlägige Sammlerkatalog, für einen heilen Horch. 60 Jahre später hat meine Tochter schon als Baby eingetrichtert bekommen, dass Papas Autos KEIN Spielzeug sind. Jörn Hasselmann

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