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Basar in Slubice

© ddp

Slubice: Platznot auf dem Polenmarkt

Ein Jahr nach dem Großbrand ist der Basar noch immer nicht wieder aufgebaut Nur ein Teil der Händler konnte Stände auf einem Nachbargelände aufbauen. Dort drängen sich die Kunden.

Das löchrige Wellblechdach ist verrußt und in Teilen herabgefallen, die Stahlträger rosten vor sich hin, die Reste der Verkaufsstände wurden abgetragen. Ein Jahr nach der Brandkatastrophe bietet der Grenzbasar in der Frankfurter Nachbarstadt Slubice noch immer einen trostlosen Anblick. Am 10. Januar 2007 war der bei deutschen Einkaufstouristen sehr beliebte Markt – mit mehr als 1200 Ständen einer der größten an der polnischen Grenze überhaupt – fast vollständig niedergebrannt. Tausende Händler verloren ihre Arbeit.

Im April öffnete zwar auf dem früheren Parkplatz direkt neben dem Basargelände ein provisorischer Markt. Doch dort herrscht bis heute akute Platznot, es kamen nur 430 Buden unter. Die Käufer müssen sich durch enge Gänge drängen, der Boden ist an vielen Stellen unbefestigt. Das wichtige Weihnachtsgeschäft sei nicht so gut wie in den Vorjahren gelaufen, klagt ein Händler. Er erinnert daran, dass die Slubicer Stadtverwaltung kurz nach dem Feuer versprochen hatte, den Basar zügig wieder zu errichten. Doch bisher ist bis auf Aufräumarbeiten nichts geschehen.

Drei Jahre von allen Gebühren und Steuern befreit

Das soll sich in den nächsten Wochen ändern. Die Händler werden den Markt selbst aufbauen, wie der Vorsitzende der Slubicer Händlervereinigung „Odra“, Jerzy Kirej, berichtet. Der Slubicer Stadtrat habe Ende Dezember beschlossen, das der Stadt gehörende Basargelände für knapp zehn Jahre an die Händlervereinigung zu verpachten, die den Markt dann selbst betreiben werde. Abhängig von den Investitionskosten würden die Händler im Gegenzug für zwei bis drei Jahre von allen Gebühren und Steuern befreit.

Eine voll befriedigende Lösung sei das aber nicht, sagt Kirej. Die Händler müssten Kredite aufnehmen, obwohl viele von ihnen bis heute unter den finanziellen Folgen des Brandes zu leiden hätten, der einen Gesamtschaden von schätzungsweise 24 Millionen Zloty (etwa 6,7 Millionen Euro) verursachte. Es sei daher offen, ob alle Verkäufer die Kosten tragen könnten. Ein einzelner Pavillon schlage mit rund 6000 Euro zu Buche, klagt ein Händler.

„Es gibt aber keinen anderen Ausweg“, sagt Kirej. Die Händler seien nervös, weil sich seit einem Jahr nichts getan habe, und man wolle jetzt keine weitere Zeit verlieren. Die Stadtverwaltung habe es wegen der komplizierten polnischen Rechtsvorschriften nicht geschafft, über Ausschreibungen einen Investor für den Wiederaufbau zu finden. Das wolle nun die Händlervereinigung tun, die sich dafür auch eine deutsche Firma vorstellen könne.

Der neue Basar soll moderner werden

Demnächst werde die Stadt die Reste des alten Marktes abreißen und das Gelände dann an die Händlervereinigung übergeben, sagt Kirej und kündigt an, dass der neue Basar moderner werden soll als sein Vorgänger. Es werde nur noch 600 Stände geben, die dafür doppelt so groß wie die bisherigen Buden sein sollen, sowie 20 Gaststätten. Ende November zum Weihnachtsgeschäft, so hofft Kirej, soll der neue Markt öffnen.

Bis dahin ist vielleicht auch die Frage nach der Ursache des verheerenden Feuers beantwortet. Zwar waren schon wenige Tage nach dem Brand zwei Arbeiter festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, bei Schleifarbeiten an einem der Stände nicht mit der notwendigen Vorsicht vorgegangen zu sein und durch Funken den Brand ausgelöst zu haben. Die Männer bestreiten aber ihre Schuld. Ein Sachverständigengutachten soll die Sache klären.

Jörg Schreiber (ddp)

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