zum Hauptinhalt

DER BRANDANSCHLAG: Post aus der Haft vom Rädelsführer der verbotenen Kameradschaft

Der KameradschaftsführerDaniel T. hat in der Vergangenheit aus seiner rechten Gesinnung keinen Hehl gemacht.

Stand:

Der Kameradschaftsführer

Daniel T. hat in der Vergangenheit aus seiner rechten Gesinnung keinen Hehl gemacht. Beim ersten Prozess gegen ihn wegen der Anstiftung zu einem Brandanschlag auf das „Haus der Demokratie“ bezeichnete er sich als „überzeugter Nationalsozialist“ und kündigte an, nach seiner Haftentlassung wieder „frisch und fröhlich ans Werk zu gehen“. Auch im Berugsprozess, der im September 2012 zu Ende ging, gab er noch zu Protokoll, dass sich seine Einstellung nicht geändert habe.

Der Brief

Doch nun hat sich Daniel T. an eines seiner Opfer gewandt. In einem handgeschriebenen Brief an Jörg Wanke, den Gründer der Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, verspricht er einen Neuanfang ohne „braunes Gedankengut“. Nun, da er selbst Vater geworden sei, habe er eingesehen, den größten Fehler seines Lebens begangen zu haben. Er wolle sich für die durch ihn entstandenen Schäden und das Leid, das er damit über viele Familien gebracht habe, entschuldigen. Zudem kündigt er an, doch nicht – wie angekündigt – nach seiner Haft nach Zossen zurückzukehren.

Daniel T. sitzt im Gefängnis

Daniel T. sitzt derzeit seine Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten in der Justizvollzugsanstalt Dresden ab. Nach Ansicht der Richter hat er Jugendliche dazu angestiftet, das von Wankes Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“ errichtete „Haus der Demokratie“ im Januar 2010 anzuzünden. Das Gebäude war bei dem Feuer völlig zerstört worden, bis heute gibt es keinen Ersatz. Bei dem Brand wurde auch eine Ausstellung zum jüdischen Leben in dem Haus sowie über Flüchtlinge vernichtet. Zudem hatte T. eine Holocaust-Gedenkfeier mit Zwischenrufen wie „Lüge, Lügner“ gestört, Stolpersteine mit Hakenkreuzen beschmiert und Morddrohungen auf Fassaden geschmiert. Letztlich wurde der damals 25-Jährige wegen Anstiftung zur Brandstiftung, Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Bedrohung und Sachbeschädigung verurteilt. Der bereits zum Zeitpunkt des Prozesses vorbestrafte T. hatte die Taten größtenteils gestanden, jedoch keine Reue gezeigt.

Wanke bleibt skeptisch

In seinem Brief betont Daniel T., dass er sich nicht entschuldige, um Hafterleichterung zu erwirken. Tatsächlich sei es ihm ein persönliches Anliegen, um auch mit sich selbst „einen gewissen Frieden zu finden“. Doch Wanke ist skeptisch, ob sich T. nicht doch Vorteile erhofft. „Schließlich hat er sich zuletzt ja noch gegenteilig geäußert“. Außerdem habe das ZDF bei ihm wegen eines Interviews angefragt, was T. aber ablehnte. Laut Wanke hatte er als Grund für seine Absage angegeben, Angst vor Repressalien durch frühere Wegbegleiter aus der Neonazi-Szene zu haben. „Das ist typisch, dass er nicht den Mumm hat, das öffentlich zu machen“, sagt Wanke. Gleichzeitig betont er aber, dass er immer noch bereit wäre, die Hand hinzustrecken, wenn sich jemand ernsthaft von der Neonazi–Szene lossagen würde. „Ich spüre keinen Hass oder Rache“, sagte der 46-Jährige.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })