Auf der Schiene unterwegs: Premiere: Riesige Rotorblätter reisen durch Europa
Der Windkraftanlagen-Hersteller Vestas verschickt jetzt 55 Meter lange Rotorblätter mit der Bahn. Damit wird der Bahn-Transport wieder ein wichtiger Logistik-Bestandteil.
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Lauchhammer - Ein 55 Meter langer Flügel schwebt waagerecht durch die Luft. Zwei synchron arbeitende Kräne heben das 13 Tonnen schwere Rotorblatt auf vier Eisenbahnwaggons. Der Windenergieanlagen-Hersteller Vestas stellt im südbrandenburgischen Lauchhammer (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) die nach eigenen
Angaben größten Rotorblätter Deutschlands her. Seit kurzem werden die Riesenflügel auch mit der Bahn an ihren Zielort gebracht.
Am frühen Morgen rollt Lkw an Lkw vom Werk in Lauchhammer ins benachbarte Schwarzheide zur Chemiefabrik von BASF, die über einen eigenen Güterbahnhof verfügt. Dort gehen zweimal wöchentlich jeweils neun Rotorblätter auf Reisen - Zielort ist Schweden.
Der Transport mit der Bahn sei eine Premiere in Europa, sagt Jerome Meline von der Transportfirma ITL. Das Unternehmen hat die speziellen Drehhalterungen entwickelt, damit die Flügel in den Kurven nicht ausscheren. In Dänemark werden die Blätter dann auf ein Schiff verladen. Während der Transport in Deutschland wegen der breiten Schienenkorridore im Normalfall kein Problem sei, gebe es in anderen Ländern oft Schwierigkeiten, sagte Meline. „In einer dänischen Kleinstadt waren an einer Stelle zwischen Flügel und Hauswand nur zehn Zentimeter Luft“, berichtet er.
Für Vestas-Geschäftsführer Frank Weise ist der Bahntransport eine wichtige Ergänzung des Logistik-Konzepts. So können die Riesenflügel je nach Zielort und Projekt mit der günstigsten und schnellsten Variante verschickt werden. Die Landesregierung hat bereits eine Autobahnauffahrt erweitert und den Binnenhafen Mühlberg/Elbe
ausgebaut.
Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie ist Vestas der einzige Hersteller in Deutschland, der Rotorblätter herstellt. Im Jahr 2002 wurde die Produktionshalle in Südbrandenburg eingeweiht. Knapp 600 Mitarbeiter sind dort Unternehmensangaben zufolge derzeit beschäftigt. Sie stellen jährlich rund 1.000 Flügel her.
Insgesamt arbeiteten 2011 rund 2.500 Beschäftigte in Brandenburg im Bereich Windenergie, wie die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums, Claudia Lippert, sagte. Ebenfalls in der Branche tätig sei etwa das Unternehmen Repower, das in seinem Werk in Trampe (Landkreis Barnim) aus Zulieferteilen Maschinenhäuser für
Windräder montiert.
Am Samstag (13. Oktober) beteiligt sich Vestas in Berlin an einer Demonstration vom Bundesverband Windenergie für das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). Dafür stellt die Firma ein 44 Meter langes Windrad zur Verfügung, das vor dem Deutschen Bundestag für Aufmerksamkeit sorgen soll.
Lars Hartfelder
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