Von Klaus Kurpjuweit: Problematischer Ausbau
Bahnstrecke durch den Spreewald ein Jahr gesperrt Einbußen beim Tourismus befürchtet
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Königs Wusterhausen - Bevor die Züge zwischen Berlin und Cottbus schneller werden, fahren sie erst mal gar nicht, was sich vor allem auf den Tourismusverkehr in den Spreewald negativ auswirken kann.
Um die Strecke über Königs Wusterhausen und Lübbenau ausbauen zu können, wird der Abschnitt Königs Wusterhausen–Lübbenau fast ein Jahr lang – vom 3. Mai 2010 bis voraussichtlich Mitte April 2011 – gesperrt. Nach Abschluss der Arbeiten können die Züge dann mit Tempo 160 statt wie bisher mit 120 Kilometern je Stunde fahren, was die Reisezeit ab Fahrplanwechsel im Dezember um etwa 20 Minuten verkürzen wird.
Durch die Sperrung ist auch das Ausflugsziel Spreewald um Lübben nicht mehr mit dem Zug zu erreichen. Experten erwarten erhebliche Einbußen für den Tourismus. Für Gruppenreisende oder Ausflügler, die ihr Fahrrad mitnehmen wollen, gibt es kaum oder keinen Platz in den als Ersatz angebotenen Bussen. Auch das Tropical Islands bei Brand, für dessen Besucher der Bahnhof umgebaut worden war, verliert vorübergehend den Schienenanschluss.
Der Deutsche Bahnkunden-Verband hat vorgeschlagen, auf der Bahnstrecke zwischen Luckau-Uckro und Lübben zumindest im Berufsverkehr und an den Sommerwochenenden einen Zug pendeln zu lassen. Dafür könne dann der Ersatzverkehr mit Bussen entfallen. Die Nebenstrecke, auf der es keinen regelmäßigen Verkehr mehr gibt, gehört der Deutschen Regionaleisenbahn mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen hat deutschlandweit zahlreiche Strecken übernommen, die von der „großen“ Bahn aufgegeben worden sind. Die Verbindung ist noch als öffentliche Bahnstrecke ausgewiesen. Würden hier Pendelzüge fahren, könnten auch Fahrräder mitgenommen werden. Die Bahn will ab Königs Wusterhausen im Sommer täglich und in der Vor- und Nachsaison an den Wochenenden spezielle Fahrradbusse in den Spreewald einsetzen.
Der Ausbau der Strecke war vor allem von der brandenburgischen Landesregierung forciert werden, die auch die Planungskosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro vorfinanziert hatte. Danach verweigerte das Bundesverkehrsministerium aber das Geld für die Arbeiten. Erst durch das Konjunkturprogramm des Bundes wurde der Ausbau nun trotzdem möglich. Die Kosten sind mit 130 Millionen Euro veranschlagt.
Während der Sperrung fahren die Züge der RE 2 über Wünsdorf und Luckau-Uckro auf der Strecke Richtung Dresden, wodurch sich die Fahrzeit nur unwesentlich verlängert. Im zweistündlichen Wechsel gibt es eine Schnellbusverbindung von Königs Wusterhausen nach Cottbus über die Autobahn. Ohne Stau sollen die Busse etwa 20 Minuten länger unterwegs sein als derzeit die Züge. Für die Unterwegsstationen wie Lübben und Brand gibt es zusätzlichen Ersatzverkehr mit Bussen, die an jedem Bahnhof halten werden.
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