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Brandenburg: Professoren empört über Lage an Unis Hochschulen in Berlin seien völlig überlastet

Berlin - Professoren der Humboldt-Universität haben die Berliner Hochschulpolitik heftig kritisiert. Die Hochschulen würden gezwungen, immer mehr Studierende aufzunehmen, ohne entsprechend steigende Zuschüsse zu bekommen, erklärten die Historikerin Gabriele Metzler und der Jurist Martin Heger am Sonntag gegenüber dieser Zeitung.

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Berlin - Professoren der Humboldt-Universität haben die Berliner Hochschulpolitik heftig kritisiert. Die Hochschulen würden gezwungen, immer mehr Studierende aufzunehmen, ohne entsprechend steigende Zuschüsse zu bekommen, erklärten die Historikerin Gabriele Metzler und der Jurist Martin Heger am Sonntag gegenüber dieser Zeitung.

Die Qualität von Lehre und Forschung werde dadurch erheblich beeinträchtigt: „Sehenden Auges verspielt die Berliner Politik den guten Ruf der Universitäten der Stadt“, so Metzler und Heger weiter. So müssten Seminare mit 100 Teilnehmern abgehalten werden, die von diesen eingereichten Hausarbeiten von insgesamt 1500 Seiten müsse dann eine Lehrkraft alleine bewerten. Die Zahl der Studierenden im Bachelor-Studiengang Philosophie habe sich seit 2006 fast vervierfacht, die Zahl der Studienanfänger der Juristischen Fakulät sei in nur vier Jahren von 330 auf 450 gestiegen.

Die Wissenschaftler seien wegen der vielen Studierenden völlig überlastet. Vielfach müssten Studierende Veranstaltungen stehend vom Flur aus verfolgen. Um einen Platz in einer Bibliothek zu bekommen, stünden viele schon lange vor der Öffnung Schlange. „Angesichts überfüllter Lehrveranstaltungen sind Frustrationserfahrungen gerade bei jüngeren Lehrenden vorprogrammiert, bei gestandenen Professorinnen und Professoren macht sich Ratlosigkeit, wenn nicht Resignation breit“, schilderten Metzler und Heger. Besonders skandalös sei die Situation im Lehramtsstudium. Der Master in Geschichte sei zu 270 Prozent ausgelastet. Der bauliche Zustand der Unis sei ebenfalls desolat. So könnten etwa Hörsäle nicht genutzt werden, weil sie die Brandschutzauflagen nicht erfüllen. „Die Landespolitik hat vor dem Bau- und Renovierungsbedarf der Berliner Universitäten offensichtlich kapituliert“, schlussfolgern Metzler und Heger.

Kritik übten sie auch an der Bezahlung der Lehrkräfte. „Bei der Besoldung von Professorinnen und Professoren steht Berlin an letzter Stelle aller Bundesländer“, bemängelten beide. Dies habe fatale Folgen für die Studierenden, denn Zulagen könnten Professoren allenfalls durch exzellente Forschung erlangen. Wie schon bei der Exzellenzinitiative, bei der die Berliner Unis spitze sind, spiele die Lehre nur eine untergeordnete Rolle. „Notfalls behilft man sich mit Lehrbeauftragten, die noch deutlich billiger sind, aber keinerlei kontinuierliche Betreuung von Studierenden gewährleisten können.“

Wie berichtet geht die Kultusministerkonferenz von weiter steigenden Studienanfängerzahlen aus. Demnach werden bis 2019 bundesweit rund 500 000 Erstsemester jährlich erwartet. Damit liegt die Prognose um 40 Prozent über den Zahlen von 2012. Auch für Brandenburg mit derzeit 51 000 Studierenden zeichnet sich ein weiterhin hohes Niveau ab. Im Vergleich zu 2005 sind hier die Anfängerzahlen über 25 Prozent gestiegen. akü, PNN

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