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Nach Explosionen in Neuhausen: Spezialbagger nimmt Arbeit zur Munitionssuche auf

UPDATE. Explosionen von Weltkriegsmunition haben die Vorweihnachtsruhe in Neuhausen zerstört. Jetzt ist in dem märkischen Dorf ein gepanzertes Spezialgerät zur Minensuche eingesetzt. Die Bewohner sind in Sorge.

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Cottbus/Neuhausen - Die Mission ist hochgefährlich: Ein gepanzerter Bagger wühlt sich seit Dienstag am Ortsrand von Neuhausen durch einen  Bombentrichter, in dem nach Kriegsende Sprengkörper vergraben wurden. Nach den zwei Explosionen an einer Landstraße in der vergangenen Woche wird intensiv nach weiterer Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht. „Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt“, sagt Horst Reinhardt, Technischer Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Brandenburger Polizei. „Die Frage ist: Was gibt die Erde frei?“ Ziel sei, möglichst nur einen Mann vor
Ort einzusetzen - weil die Suche sehr gefährlich ist.

Der Schock sitzt bei vielen Bewohnern noch Tage nach den Explosionen, die einen tiefen Krater hinterließen, tief. Zum Glück wurde niemand in der brandenburgischen Gemeinde verletzt oder getötet, die nächsten Häuser sind weit genug entfernt. Auf beiden Seiten der Straße, die an dem Krater vorbeiführt, versperren nun Metallzäune mit rot-weißen Flatterbändern den Weg - und zugleich den Blick auf die Unglücksstelle.

In dem 400-Einwohner-Ort ist am Dienstag keine Menschenseele zu sehen. Im letzten Haus vor dem Sperrgitter wohnt Reinhard Buder. Der 60-Jährige kann sich noch gut an die erste Explosion am vergangenen Mittwoch erinnern. „Das war wie ein Erdbeben, das ganze Haus wackelte“, beschreibt der Schlosser die Wucht der Detonation. „Mein Sohn Thomas ging gerade mit seinem Hund dort auf der Landstraße spazieren, als er eine meterhohe Sandfontäne in den Himmel spritzen sah.“

Der 37-Jährige sei der einzige Augenzeuge gewesen, er habe sofort die Behörden informiert und die Straße gesichert, die sich abgesenkt hatte. Am Samstag krachte es noch einmal in dem Trichter, wieder ging es glimpflich ab. „Ich mache mir Sorgen, ob hier nicht noch weitere Bombentrichter mit Munition sind“, äußert Vater Buder. Bürgermeister Dieter Perko (CDU) hofft, dass die Munitionssuche nicht allzu lange dauert und erfolgreich endet. „Spätestens am Freitag wollen wir hier alles abbauen und den Weihnachtsfrieden herstellen.“

Vor dem Einsatz des mit dicken Stahlplatten ausgestatteten Spezialbaggers mussten Bäume gefällt werden und eine Stromleitung wurde extra verlegt. Zudem wurde bei den Arbeiten eine Wasserleitung beschädigt. Bei einigen Grundstücken im Ort kommt nun kein Wasser aus der Leitung - eine Notleitung soll gelegt werden, wie Perko ankündigte.

Ein Sprengmeister gibt aus sicherer Entfernung - von einem Stahlcontainer aus - dem Baggerfahrer Arbeitsanweisungen. Der Spezialist in der mit Panzerglas verstärkten Kabine bewegt den Greifarm, um mit dem Baggerlöffel vorsichtig Schicht für Schicht die Erde in dem aufgerissenen Krater am Ortsrand abzutragen. Der Unglücksort liegt auf einer Insel in der Spree, nicht weit vom einst heftig umkämpften Flugplatz und der Bahnlinie Berlin-Görlitz
entfernt. Wegen Lebensgefahr ist das Gelände um den alten Bombentrichter im Umkreis von mehreren hundert Metern abgesperrt.

„Während der Suche müssen zwölf Bewohner in zwei Mehrfamilienhäusern ihre Wohnungen verlassen“, berichtet der Bürgermeister. „Die meisten von ihnen sind auf Arbeit, für einige andere haben wir Ferienbungalows am Spremberger Stausee bereitgestellt.“ Zum Einbruch der Dunkelheit sollten die Betroffenen
jedoch wieder in die Häuser zurückkehren können. Am Mittwoch will sich dann Innenminister Dietmar Woidke (SPD) über die Arbeiten am Unglücksort informieren.

Peter Jähnel

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