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HINTERGRUND: Stasi-Akten werden am Computer rekonstruiert

Das VorhabenRund 24 Jahre nach dem Mauerfall wird die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Dokumente per Computer getestet. Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) hat an der weltweit einmaligen Technologie seit 2007 getüftelt.

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Das Vorhaben

Rund 24 Jahre nach dem Mauerfall wird die Rekonstruktion zerrissener Stasi-Dokumente per Computer getestet. Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) hat an der weltweit einmaligen Technologie seit 2007 getüftelt. „Das Rätsel ist gelöst, die Forschung abgeschlossen“, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn. Aus Papierschnipseln seien bereits 16 300 Blätter digital zusammengesetzt worden. Er erwarte neue Erkenntnisse, sagte der frühere DDR-Oppositionelle. „Wir hoffen, mit den Akten die Westarbeit der Stasi tiefer beleuchten zu können.“ Die neue Software könne nun Risskanten, Schrift- und Papierarten eindeutig zuordnen. Derzeit werde noch ein Spezial-Scanner entwickelt. Mehr als acht Millionen Euro kostete bislang die Innovation. Wie lange die Testphase dauere, sei noch offen, sagte der Bundesbeauftragte. Dem Bundestag werde ein Abschlussbericht vorgelegt. Das Parlament müsse dann entscheiden, ob das gigantische Computer-Puzzle weitergeführt wird und welche Mittel gebraucht werden.

Der Aktenbestand

Rund 15 000 Säcke mit nicht erschlossenen Stasi-Papieren lagern laut Jahn noch in Depots. „Die Rekonstruktion per Hand läuft aber weiter. 1,4 Millionen Blätter sind schon fertig.“ Laut Fraunhofer- Institut würde das manuelle Zusammensetzen der Schnipsel 800 Jahre dauern.

Die Geschichte

Nach dem Mauerfall hatten Stasi-Offiziere massenhaft Akten vernichten wollen. Reißwölfe liefen heiß, Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit zerfetzten per Hand Papiere direkt von ihren Schreibtischen. Es sollte „belastendes Material“ vernichtet werden. Bürgerrechtler stoppten die Aktion und retteten zahlreiche Papiere. Gerade die Hauptverwaltung A (HVA) des Stasi-Ministeriums – zuständig für die West-Spione – habe große Lücken hinterlassen, sagte Jahn. „Diese Abteilung der DDR-Geheimpolizei schaffte es, sich nahezu selbst aufzulösen.“ Für die Testphase seien gerade Säcke mit sichergestellten Papieren aus diesem Bereich ausgewählt worden. dpa

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