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Brandenburg: Trillerpfeifen gegen Tagebaue Protestmarsch gegen die Kohlepolitik des Landes
Schenkendöbern - Der Protest der Kohlegegner aus Deutschland und Polen war kilometerweit zu hören: Etwa 750 Demonstranten griffen am Sonntag beim fünften Sternmarsch der von der Abbaggerung bedrohten Lausitzer Dörfer Atterwasch, Grabko und Kerkwitz zur Trillerpfeife. Die Menschen werteten die Energiepolitik der rot-roten Landesregierung als Foulspiel.
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Schenkendöbern - Der Protest der Kohlegegner aus Deutschland und Polen war kilometerweit zu hören: Etwa 750 Demonstranten griffen am Sonntag beim fünften Sternmarsch der von der Abbaggerung bedrohten Lausitzer Dörfer Atterwasch, Grabko und Kerkwitz zur Trillerpfeife. Die Menschen werteten die Energiepolitik der rot-roten Landesregierung als Foulspiel. Deshalb sei Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) wie bei einem Fußballspiel symbolisch ausgepfiffen worden, sagte Silvia Borkenhagen von der Agenda 21 der bedrohten Orte.
Beim fünften Sternmarsch seit Bekanntgabe der Pläne für den neuen Tagebau Jänschwalde-Nord im Jahr 2007 verzeichneten die Veranstalter trotz Regens die bisher beste Beteiligung. Außer den drei unmittelbar von einer Umsiedlung betroffenen Dörfern nahmen auch Vertreter der Tagebau-Randgemeinden wie Taubendorf, Gastrose, Schenkendöbern und Guben teil. Auch Betroffene des Tagebaus Welzow-Süd, aus der polnischen Nachbarregion Brody sowie Gegner der CCS-Technik zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid und Kohlegegner aus dem sächsischen Rohne zeigten sich mit den bedrohten Lausitzer Dörfern solidarisch. Erstmals unterstützten zudem Vertreter aus dem rheinischen Kohlerevier den Sternmarsch.
„Mit dem Scheitern des CCS-Gesetzes auf Bundesebene müssen auch die vom Tagebau bedrohten Dörfer gerettet werden“, erklärte Borkenhagen. Sie forderte von der Landesregierung, dass sie ihre Versprechen hält und nicht unter fadenscheinigen Vorwänden die Planung neuer Tagebaue fortsetzt. Platzeck müsse aufhören, seine rot-rote Koalition auf den Kohle-Raubbau einzuschwören.
Die von Wirtschaftsminister Ralf Christophers (Linke) angekündigte Fortsetzung des Planverfahrens zur Abbaggerung der Dörfer und die von ihm geplante Revisionsklausel in der Energiestrategie 2030 schüre die Ungewissheit bei den rund 900 betroffenen Einwohnern, erklärte der Kerkwitzer Ortsvorsteher Roland Lehmann (parteilos). Für Ralf Schuster von der Grünen Liga Cottbus ist die Revisionsklausel eine Verschleierung des Problems. Sie biete weder für die betroffenen Einwohner noch für die Beschäftigten in der Braunkohle eine Sicherheit. „Alle leben von der Hand in den Mund“, kritisierte Schuster. Das Damoklesschwert einer Umsiedlung schwebe weiter über den bedrohten Dörfern.
Christoffers will die neue Energiestrategie, über die die PNN bereits berichteten, in Kürze vorstellen. Das Papier wird keine konkrete Aussage zum Ausstieg Brandenburgs aus der Braunkohleverstromung enthalten.
Die Teilnehmer des Sternmarsches kündigten weitere Protestaktionen an. So soll es in zwei Wochen einen Fackelzug in den von der Randlage des Tagebaus bedrohten Orten geben. Außerdem sei im Mai eine gemeinsame deutsch-polnische Protestaktion an der Neiße und im Sommer ein zweites Klima-Camp in Jänschwalde geplant.Britta Beyer
Britta Beyer
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