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S-Bahn: VBB erwägt weiter Entschädigung

Zwei unzuverlässige Unternehmen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), zu dem insgesamt 40 Unternehmen gehören, rechtfertigten es nach Ansicht von VBB-Chef Hans-Werner Franz nicht, auf die am 1. August kommende Tariferhöhung zu verzichten.

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Berlin/Potsdam - Durchschnittlich klettern die Preise um 2,8 Prozent, auch wenn für Franz die Leistungen der S-Bahn und auch des Regionalverkehrs nach wie vor „leider nicht zufriedenstellend“ seien. Sollte die S-Bahn ihre Probleme nicht schnell in den Griff bekommen, müsse aber über erneute Entschädigungsrunden für die Kunden nachgedacht werden.

Dass bei der S-Bahn nach wie vor zu viele Züge ausfallen oder unpünktlich sind, bestätigte am Mittwoch S-Bahn- Chef Peter Buchner. Beim Messen der Pünktlichkeitsquote wenden allerdings der VBB und die S-Bahn unterschiedliche Berechnungsmethoden an. Die Werte fürs vergangene Jahr schwanken so zwischen 84,1 Prozent (VBB) und über 90 Prozent (S-Bahn). Fest steht aber, dass die vertragliche Vorgabe, wonach mindestens 96 Prozent der Züge pünktlich ankommen müssen, nicht erfüllt worden ist.

Klar ist auch, dass es die S-Bahn nicht geschafft hat, die für einen fahrplanmäßigen Betrieb erforderliche Zahl von Zügen einzusetzen. 562 Doppelwagen müssten es laut Verkehrsvertrag sein, lediglich 488 waren es gestern. Die für Ende des vergangenen Jahres von Bahnchef Rüdiger Grube versprochene Zahl von 500 einsetzbaren Doppelwagen sei bisher nur an sechs Tagen erreicht worden, kritisierte Franz bei der Vorstellung des siebten Qualitätsberichts des VBB. Die vertraglich vereinbarte Zahl von 562 einsetzbaren Doppelwagen werde man aber nicht schaffen. Bucher ist froh, wenn man auf 546 kommt. So viele waren es vor Beginn der Krise vor fast exakt drei Jahren.

Während Franz der S-Bahn vorwarf, ihr fehle die notwendige Entschiedenheit, die Schwierigkeiten schneller zu lösen, konterte Buchner, die Mitarbeiter des Unternehmens hätten Hervorragendes geleistet. Das erste Umbauprogramm der Fahrzeuge, das den Betrieb zuverlässiger machen soll, sei abgeschlossen. Weitere Nachbesserungen seien aber erforderlich – unter anderem an den Bremsanlagen oder am Kühlsystem für die Elektronik im Fahrerraum. Bei großer Hitze pflegen die Geräte auszufallen.

Auch im Regionalverkehr liege die Pünktlichkeitsquote mit 89,31 Prozent weiter auf einem zu niedrigen Niveau, kritisierte Franz. Häufigste Ursache seien Bauarbeiten oder das Warten auf verspätete Fernzüge, mit denen sich die Regionalzüge die Gleise teilen müssen.

Ein Kontrastprogramm biete die BVG, lobte der VBB-Chef. U- und Straßenbahn seien bei der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit besser als vorgeschrieben, nur der Bus erreiche die Quote nicht. BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta führte dies auf die hohe Zahl von Baustellen und Veranstaltungen zurück, die die Busse ausbremsten. Nikutta bestätigte, dass die BVG versuche, ihr Angebot der Nachfrage anzupassen. „Wir wollen zufriedene Fahrgäste und keine heiße Luft durch die Gegend fahren“, sagte sie. So kann es durchaus zu Streichungen kommen. Zudem wünscht sich die BVG-Chefin, dass Polizisten häufiger im BVG-Bereich präsent sind. Laut Innenverwaltung hat die Polizei im ersten Quartal 2012 bereits insgesamt fast 50 000 Einsatzstunden im Nahverkehr geleistet – mehr als im gesamten Jahr 2007. Dieses Niveau wolle Innensenator Frank Henkel (CDU) halten. So gut die BVG da steht: Für die kriselnde S-Bahn will sie nicht einspringen. 

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