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UNGLÜCKE: Verliert Blaszkiewitz seinen Finger? Wunde mit gefährlichen Keimen infiziert Bisse, Tritte, tödliche Attacken

Berlin - Der Gesundheitszustand des Berliner Zoochefs Bernhard Blaszkiewitz, dem ein Schimpanse am Montag den rechten Zeigefinger abgebissen hat, ist weiter besorgniserregend. Zwar konnte das Spezialistenteam um Chefarzt Andreas Eisenschenk den nur noch an einem Hautfetzen hängenden rechten Zeigefinger bei guten Heilungschancen wieder annähen.

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Berlin - Der Gesundheitszustand des Berliner Zoochefs Bernhard Blaszkiewitz, dem ein Schimpanse am Montag den rechten Zeigefinger abgebissen hat, ist weiter besorgniserregend. Zwar konnte das Spezialistenteam um Chefarzt Andreas Eisenschenk den nur noch an einem Hautfetzen hängenden rechten Zeigefinger bei guten Heilungschancen wieder annähen. Doch Sorgen bereiteten dem Spezialisten des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB) gestern die Rötungen um die Wundstellen herum. „Das ist ein Zeichen für eine Infektion, die sich schlagartig ausbreiten und dann Amputationen von Hand oder Arm nach sich ziehen und sogar lebensgefährliche Ausmaße annehmen kann“, sagte der 52-jährige Leiter der Abteilung für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie im UKB. In der Nacht zum heutigen Mittwoch, gegen 22 Uhr, wollten Arzt und Patient daher entscheiden, ob man den Finger aus diesem Grund doch amputieren müsse.

Bernhard Blaszkiewitz hatte, wie berichtet, Schimpanse „Pedro“ während einer Einzelführung eine Walnuss durchs Gitter gereicht. Das 28-jährige Tier biss zu. „Die tagtägliche Routine und die Vertrautheit mit den Tieren ist ein häufiger Grund dafür, dass sich Direktoren oder Pfleger verletzen – wenn sich dann doch ein Moment der Unachtsamkeit einstellt“, sagte Zootierarzt André Schüle dieser Zeitung (s.Kasten).

Ob der Affe sich bedrängt fühlte oder ob er Heißhunger hatte, war gestern nicht zu klären. In jedem Fall hat die Attacke schlimme Folgen.

Fast sieben Stunden operierten fünf sich abwechselnde Ärzte mit dem Privatdozenten Eisenschenk, der auch den durch ein Bombenattentat zerfetzten Arm der zwölfjährigen Charlyn rettete. „Erst haben wir den Knochen stabilisiert, dann Beuge- und Strecksehne genäht, Arterien und Venen verbunden“, sagte Eisenschenk im UKB in Marzahn. Nach der OP stünden die Chancen gut, dass der Patient wieder mit Daumen- und Zeigefingerspitzen etwas greifen könne. Wenn nur das Infektionsrisiko mit den unbekannten Keimen nicht wäre – derzeit müsse man blind Antibiotika geben. „In den angenähten beiden oberen Fingergelenken sind besonders viele verkeimte Knochensplitter.“ Blaszkiewitz habe als „sachlicher Patient“ selbst darauf gedrungen, den Finger dann lieber abzunehmen. „Er weiß um die Infektionsgefahr“, und er kenne auch jemanden, der mit einem nicht richtig wiederhergestellten Finger sehr unglücklich sei. Sollte der Finger in der Nacht amputiert werden und weitere Rehamaßnahmen damit unnötig geworden sein, könnte der Zoodirektor auch eine private Reise antreten, auf die er sich sehr gefreut hatte. Dieses Thema habe den Zoodirektoren auch beschäftigt, so Eisenschenk.

Nach Auskunft von Zootierarzt Schüle gelten Schimpansen unter den Menschenaffen als eher angriffslustig. Die Tiere fressen auch Kleinsäuger, vertilgen auch mal Jungtiere einer konkurrierenden Gruppe. Affenbisse sind aber nicht gefährlicher als die anderer Wildtiere.

Dass gestern prompt die Tierrechtsorganisation Peta an der Kompetenz des Zoochefs zweifelte und den Rücktritt forderte, bezeichnete der Zusammenschluss der Freunde der Hauptstadtzoos als „rotzig und unschicklich“. Annette Kögel

AFFEN ZEIGTEN ZÄHNE 

In Berlin gab es mehrmals ähnliche Unfälle. 2004 biss Gorilla Derrick im Zoo einem Pfleger die obersten beiden Glieder des Mittelfingers ab. Der Pfleger hatte das Tier damals ebenfalls durch die Gitterstäbe füttern wollen. Im Jahr 1999 biss der Orang-Utan Pendek im Zoo einem Pfleger in den Oberarm und in den Fuß, als das Tier versehentlich aus einer Box entkam.

OCHSE GRIFF AN

Im Tierpark kam 2007 eine 41-jährige Tierpflegerin bei Reinigungsarbeiten ums Leben, als ein nicht gesicherter Moschusochse sie im Gehege attackierte. Das war der zweite tödliche Unfall in Berlin seit 1963, als ein Elefant einen Zoopfleger erdrückte.

ELEFANT STIESS ZU

2006 verletzte eine Elefantenkuh im Zoo ihre Pflegerin mit Stoßzähnen, das Tier war lange angekettet. 2008 knallte im Tierpark ein Elefant mit dem Kopf gegen den Pfleger. Im Zoo biss ein Kamel einen Pfleger in den Kopf. kög

Annette Kögel

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