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Neuer Chef für Reservat Schorfheide-Chorin: Vogelsänger schleift Naturschützer

Potsdam/Angermünde - Das Unesco- Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wird künftig von einer Frau geleitet. Ulrike Garbe übernimmt den Posten, den bisher Martin Flade innehatte, ab Februar 2016.

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Potsdam/Angermünde - Das Unesco- Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wird künftig von einer Frau geleitet. Ulrike Garbe übernimmt den Posten, den bisher Martin Flade innehatte, ab Februar 2016. Das teilte das Landesumweltamt am Mittwoch nach Spekulationen um die Absetzung des 57-Jährigen mit. Flade erhalte eine neue Aufgabe im Landesamt. Nähere Angaben zu Hintergründen des Personalwechsels machte das Amt nicht.

Der brandenburgische Naturschutzbund bedauerte die Ablösung Flades. Er habe wichtige Impulse für die Regionalentwicklung gegeben. Flade habe sich nie gescheut, Entwicklungen zulasten der Natur kritisch zu hinterfragen und Partei zu ergreifen. Trotz seiner Absetzung müssten die Standards für die Modellregion Schorfheide-Chorin erhalten bleiben.

Die Landschaft nordöstlich von Berlin gehöre zu den weltweit 651 Unesco-Modellregionen, in denen das Zusammenspiel von Mensch und Natur beitragen solle, die gewachsene Kulturlandschaft zu schützen und nachhaltig zu entwickeln, heißt es auf der Internet-Seite des 1990 gegründeten Biosphärenreservats.

Der Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal nannte den Umgang mit dem „international renommierten Ornithologen und erfolgreichen Naturschützer“ eine weitere Bankrotterklärung des staatlichen Naturschutzes in Brandenburg. Flade habe sich bereits gegen das Umweltministerium auf den Posten einklagen müssen. Er war seit Mai 2013 Leiter des Biosphärenreservats.

Die Grüne-Landtagsfraktion betonte, Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) und sein Stab setzten offenkundig ihre Strategie fort, den Naturschutz im Land weiter zurückzudrängen. Der umweltpolitische Sprecher Benjamin Raschke erinnerte daran, dass vor einem Jahr der langjährige Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, versetzt worden war. Danach seien der Nachhaltigkeitsbeirat abgeschafft und nun Flade abberufen worden. „Wenn nun auch die Pläne der Regierung zur Kommunalisierung von Naturschutzaufgaben Realität werden, verliert der Naturschutz hierzulande noch mehr an Bedeutung“, sagte Raschke.

Die neue Chefin leitet in der Region seit 2013 das EU-Life-Programm, das sich um Lebensräume von Schreiadlern kümmert, wie das Umweltamt weiter mitteilte. Sie habe sich am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin unter anderem mit der Entwicklung ländlicher Räume und mit Ökotourismus befasst. Das Biosphärenreservat ist mit fast 130 000 Hektar eines der größten Schutzgebiete Deutschlands. Die Region ist geprägt durch zahlreiche Seen, Moore, Wälder und Wiesen. Steffi Prutean

Steffi Prutean

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