Brandenburg: Vom eigenen Sprengsatz erwischt
Großziethener Explosionsopfer wurden in Berlin Finger wieder angenäht
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Berlin/Potsdam/Großziethen - Der Berliner, der am Dienstagabend bei einer zunächst mysteriös erschienen Explosion in Großziethen schwer verletzt wurde, hat gestern zugegeben, den Sprengsatz selbst gebastelt zu haben. Der Sportschütze habe zugegeben, eine Gewehrpatrone aufgebohrt, mit einer Zündschnur versehen und wieder zugeklemmt zu haben, sagte Wilfried Lehmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Potsdam den PNN. Bei der Zündungsverzögerung habe sich der 34-jährige Berliner Bernd D. dann verschätzt. Nun werde gegen ihn wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt. Wozu er den Sprengsatz verwenden wollte, war gestern unklar.
D. gehe es „den Umständen entsprechend gut“, sagte der behandelnde Chefarzt am Unfallklinikum Berlin-Marzahn, Andreas Eisenschenk. D. war neun Stunden lang operiert worden. Noch immer bangen die Ärzte um sein rechtes Augenlicht. Die drei abgerissenen Finger konnten „teils wieder angenäht beziehungsweise rekonstruiert werden“, so der Arzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Potsdam habe D. gedacht, dass die manipulierte Patrone erst nach acht bis zehn Sekunden explodieren würden, doch sie detonierte noch in seiner Hand.
Zunächst stand die Polizei vor einem Rätsel, als sie am Dienstagabend gerufen wurde: Ein Zeuge hatte ein Knallgeräusch gehört, Rauchschwaden stiegen auf. Daraufhin war der Mann zu dem 34- jährigen Berliner geeilt, der verletzt auf der Straße zusammenbrach.
Dabei sagte der Sportschütze, dass ihm von einem Motorrad aus ein Päckchen zugeworfen worden sei. Deshalb hatte die Polizei zunächst auch einen Anschlag in Betracht gezogen. Allerdings stellten die Experten laut Staatsanwalt Lehmann schon bald fest, dass die Verletzungen an den Händen und im Gesicht des Mannes gegen diese Variante sprachen.
Doch aus ermittlungstaktischen Gründen wurde die Vernehmung abgewartet. Nach Polizeiangaben konnte D. – Tierpfleger im Berliner Zoo – wegen der Operation zunächst am Mittwoch nicht befragt werden. Gestern machte er schließlich seine Aussage – nun muss der Sportschütze wohl auch damit rechnen, dass sein Waffenschein überprüft wird. Nach Medienberichten soll D. im Bekanntenkreis als Waffennarr gelten und schon früher mit gefährlichen Stoffen experimentiert haben.
Zum Beruf des Verletzten lagen der Staatsanwaltschaft keine Erkenntnisse vor, von der Berliner Zooverwaltung war keine Stellungnahme zu bekommen. Ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz kann nach Auskunft Lehmanns mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet werden.
Erst im Januar war ein 18-Jähriger in Brandenburg bei der Explosion einer selbst gebauten Rohrbombe ums Leben gekommen. Er hatte mit Freunden nahe Finsterwalde (Elbe-Elster) ein Rohr mit Schwarzpulver gefüllt und entzündet.
dpa/pet/tabu/kög
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