Fall Ermyas M.: Weitere Entlastung für Hauptangeklagten
Im Prozess zum Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. in Potsdam herrscht weiter Unklarheit über die Tatbeteiligung des Hauptangeklagten, der sich von einem weiteren Zeugen entlastet sieht.
Stand:
Potsdam - Nach Aussage eines Polizisten klang die Stimme des Hauptangeklagten Björn L. am Tag seiner Verhaftung anders als die Stimme auf einem Mailbox-Mitschnitt des Streits zwischen Opfer und Angreifer.
Bei seiner ersten Vernehmung vier Tage nach der Tat sei Björn L. heiser gewesen. Seine Stimme habe nicht piepsig, sondern eher tief und rau geklungen, sagte der Beamte. L. habe beim "Tod seines Vaters geschworen", dass die Stimme auf der Mailbox nicht seine sei. Zudem habe der Beschuldigte mit Hinweis darauf, dass er nicht der Täter sei, einen Anwalt abgelehnt. L. habe ferner ohne Zögern eine Stimmprobe zugesagt.
Ermyas M. erlitt schwerste Körperverletzungen
In dem Verfahren müssen sich der 30 Jahre alte Björn L. wegen gefährlicher Körperverletzung und der 31-jährige Thomas M. wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Beiden wird zudem Beleidigung vorgeworfen. Sie bestreiten die Tat. Laut Anklage sollen die Männer am frühen Ostersonntag 2006 an einer Bushaltestelle mit Ermyas M. in Streit geraten sein und als "Scheiß-Nigger" beschimpft haben. Infolge der Auseinandersetzung soll L. dem dunkelhäutigen Potsdamer einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt haben. Der Familienvater erlitt bei dem Angriff schwerste Kopfverletzungen.
Der Streit zwischen Ermyas M. und den Angreifern war von der Mailbox der Frau des Opfers aufgezeichnet worden. Die Stimme eines Angreifers ordnet die Staatsanwaltschaft Björn L. zu. Dieser wird seit seiner Kindheit wegen seiner hohen Fistelstimme "Pieps" genannt. Zur Tatzeit war er aber nach der Zeugenaussage seines behandelnden Arztes an einer Kehlkopfentzündung erkrankt und heiser. (tso/ddp)
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