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Der Angeklagte Gerd S. muss sich vor Gericht verantworten, seine Tochter vergiftet zu haben.

© dpa

Prozess um vergiftetes Mädchen in Potsdam: Wer flößte dem kleinen Mädchen Gift ein?

Lange rätselten die Ärzte, was der kleinen Emily fehlt. Im Prozess gegen den Vater deutet vieles darauf hin, dass er seine Tochter vergiften wollte. Nun sagte ein Arzt vor Gericht aus.

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Potsdam - Im Prozess gegen einen 36-jährigen Vater wegen der Vergiftung seiner kleinen Tochter hat ein Krankenhausarzt ausgesagt. Immer, wenn der Vater das Krankenzimmer des Babys verließ, habe sich Emilys Zustand rapide verschlechtert, sagte der Kinderarzt am Montag als Zeuge vor der Schwurgerichtskammer des Potsdamer Landgerichts. Der 36-jährige Angeklagte muss sich wegen versuchten Mordes an seiner Tochter verantworten.

Nach Überzeugung der Potsdamer Staatsanwaltschaft wollte der Mann sein Kind töten, weil es ihm bei einer neuen Beziehung im Weg stand. Insgesamt zwölf Fälle listet die Anklage auf, in denen Emily Gift verabreicht worden sein soll.

Ungewohnte Situation für langjährige Ärzte

"Wir hatten zwischenzeitlich den Verdacht, dass das Ganze eine nicht natürliche Ursache hat. Für eine Anzeige hatten wir aber nichts Greifbares in der Hand", erklärte der Mediziner aus einer Klinik im schleswig-holsteinischen Neumünster.

Dort musste die Kleine mehrmals behandelt werden. Anfangs blieb sie tageweise auf der Station, wo sich ihr Zustand schnell besserte. Kurz nachdem sie entlassen wurde, war sie mit ihrer Mutter wieder im Krankenhaus. "Mit so einer Situation waren auch langjährige Ärzte bei uns noch nicht befasst", sagte der 45-Jährige. Eine Ursache für die Lungenprobleme des Mädchens sei nicht gefunden worden.

Auffälligkeiten bei der Mutter?

Der Kinderarzt schloss nicht aus, dass Emily Desinfektionsmittel eingeflößt worden seien. "Wir haben hier mindestens zwei belegte Fälle, wo der Vater allein mit Emily und die Mutter gar nicht in der Klinik war", erklärte Rechtsanwältin Manuela Krahl-Röhnisch, die das Kind als Nebenklägerin vertritt. Auch in der Reha-Klinik in Brandenburg/Havel sei es im Juni 2014 zu weiteren Zwischenfällen gekommen, wo nur der Vater Kontakt zum Kind gehabt habe, sagte sie.

"Das ist doch nur ein Hilfskonstrukt", wies Verteidiger Matthias Schöneburg die Darstellung zurück. Das Verfahren gegen die Mutter sei viel zu früh eingestellt worden, monierte der Anwalt. Er sehe bei der Mutter nach wie vor "Auffälligkeiten", die näher untersucht werden müssten. Der Angeklagte beteuerte erneut seine Unschuld.

Georg-Stefan Russew

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