
© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd
Flugrouten: Wieder dreht sich alles um den Fluglärm
Kommission trifft sich, Proteste gehen weiter / Neues Gutachten weckt Hoffnungen im Umland
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Berlin/Potsdam - Die Fluglärmkommission tritt am heutigen Montag in Schönefeld zu ihrer voraussichtlich vorletzten gemeinsamen Sitzung zusammen. Im Mittelpunkt stehen die Anflugstrecken des künftigen Großflughafens, aber auch Abflugrouten, die von der Deutschen Flugsicherung (DFS) geprüft werden sollten. Die DFS soll unter anderem bekannt geben, ob die von der Kommission favorisierten Westabflüge um Potsdam herum machbar sind.
Es geht dabei um die Zulässigkeit der von dem Gremium geforderten Steighöhe von 10 000 Fuß (3000 Meter). Bis zu dieser Höhe müssten sich Piloten an die vorgegebene Route halten. Gesetzlich sind nur 5000 Fuß vorgeschrieben. Danach dürfen die Piloten – unter Beachtung weiterer Sicherheitsbestimmungen – die vorgegebene Startroute verlassen. Die DFS hat bereits Zweifel angemeldet, ob eine 10 000-Fuß-Vorgabe durchsetzbar ist. Endgültige Entscheidungen über derartige Wünsche und über Flugrouten trifft das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung in Abstimmung mit zwei Bundesministerien.
Die Proteste zu den bislang geplanten Routen gehen weiter. Am Dienstag wollen sich die Berliner Bürgerinitiativen im Spandauer Rathaus treffen. Auf Einladung der Initiative „Spandauer Süden gegen Fluglärm“ sollen Aktionen geplant werden, um von den Parteien im bevorstehenden Wahlkampf eine klare Haltung zur BBI-Problematik zu erzwingen. Für Mittwoch hat die Initiative „Welterbe Potsdam“ in das Berliner Schloss Glienicke eingeladen, um mit anderen Vereinen über Proteste zu informieren. Dabei soll unter anderem erstmals eine Demonstration vor dem Brandenburger Landtag angekündigt werden.
Unterdessen erhalten laut einem von der Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ veröffentlichten Gutachten die Hoffnungen der Einwohner von Schwielowsee, Werder, Michendorf und Nuthetal hinsichtlich der geplanten Anflugrouten für den BBI einen großen Schub. Ein Gutachten des Büros fdc Airport Consulting belegt demnach die Machbarkeit des über den Landkreis Potsdam-Mittelmark in die Fluglärmkommission eingebrachten Vorschlags für Anflugrouten außerhalb des Berliner Autobahnrings statt mittig durch die staatlich anerkannten Erholungsorte Werder und Schwielowsee sowie die Gemeinde Michendorf, teilte die Bürgerinitiative am Sonntag mit.
„Der Antrag des Landkreises Potsdam Mittelmark erfüllt alle Anforderungen an Sicherheit, Flüssigkeit und Wirtschaftlichkeit der Flugrouten. Darüber hinaus bewirkt der Antrag, dass eine erhebliche Lärmentlastung in einem besonders sensiblen Gebiet ermöglicht wird, ohne dass an anderer Stelle eine Mehrbelastung zu erwarten wäre“, fasst Dieter Faulenbach da Costa, der von der Bürgerinitiative beauftragte Sachverständige, sein Ergebnis zusammen.
Zusätzlich zu dieser gutachtlichen Unterstützung gibt der Flugrouten-Experte den Mitgliedern der Fluglärmkommission noch eine weitere, aus seiner Sicht noch bessere Variante mit auf den Weg: Neben der vom Landkreis Potsdam-Mittelmark vorgeschlagenen Optimierung sollte die Fluglärmkommission zusätzlich empfehlen, auch ein ganz anderes Anflugverfahren in Betracht zu ziehen. Konkret schlägt der Gutachter vor, das so genannte CDA-Verfahren (Continuous Descent Approach) zu verwenden, das unter anderem in London-Heathrow seit Jahren erfolgreich und störungsfrei eingesetzt werde.
Dabei handelt es sich um das kontinuierliche Absinken der Flugzeuge bei Annäherung an das Ziel – die Flugzeuge würden somit mit minimaler Motorleistung ähnlich „Segelfliegern“ aus den so genannten „Holdings“ zum Aufsetzpunkt auf den Endanflug anfliegen. Über die gesamte Strecke hinweg werde der Lärm deutlich gemindert, hieß es. Zudem werde der Flugweg verkürzt, der Lärm schon allein dadurch gemindert. Demnach könne man den Bereich südlich und nördlich des Endanfluges entlasten ohne jemals irgendwelche Kapazitätseinschränkungen zu haben. PNN/erb/dapd
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