Von Sebastian Leber: Witz, komm raus
70 000 wollten gestern den Komiker Mario Barth im Olympiastadion sehen. Warum eigentlich?
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Ein ganzes Stadion hat er ausverkauft. 70 000 Menschen haben dafür bezahlt, über Mario Barths Witze lachen zu dürfen – jeder wenigstens 30 Euro. Vor so vielen Zuschauern ist weltweit noch kein Comedian aufgetreten, deshalb steht der Berliner Comedian ab sofort im Guinessbuch der Rekorde. Dafür sollte er gestern noch vor seinem Auftritt eine Urkunde überreicht bekommen.
Es gibt nicht wenige, die Mario Barth bis zu seinem gestrigen Massenauftritt nur vom Zappen im Fernsehen kannten. Und die jetzt wohl stark überrascht sind, wie populär dieser Mann ist. Mit seinen 35 Jahren hat Barth bereits dreimal den Deutschen Comedy-Preis gewonnen, die CDs und DVDs seines aktuellen Programms „Männer sind primitiv, aber glücklich“ haben sich so gut verkauft, dass es schon 9-mal Platin und 15-mal Gold gab.
Dass Barth seinen Tourabschluss am gestrigen Sonnabend vor so vielen Zuschauern feiern durfte, liegt ganz sicher nicht am Heimspiel-Bonus. Sämtliche Auftritte der „Männer sind glücklich “- Tour waren ausverkauft. Wer Barth etwa in Kassel oder Darmstadt oder Nürnberg sehen wollte, musste sich die Eintrittskarte ein halbes Jahr vorher sichern. Insgesamt haben die Show 1,7 Millionen Menschen live gesehen.
Obwohl der Auftritt gestern erst am Abend beginnen sollte und sich vor Barth noch drei Bands angesagt hatten, kamen die ersten Zuschauer schon am frühen Nachmittag. Kurz vor Einlassbeginn um 15 Uhr standen bereits rund 1000 Fans vor den Stadiontoren. Die Veranstalter riefen über Megafon dazu auf, etwas weniger zu drängeln. Die Ersten in der Reihe waren sich einig, warum Barths Auftritte ihr Geld wert sind: „Gemeinsam lacht es sich am besten.“ Da störte es auch niemanden, dass die allermeisten im Publikum den Komiker am Abend nur aus der Ferne und dessen Gesichtszüge bloß auf der Großbildleinwand würden sehen können.
Bei den Kritikern kommt Barth fast ausnahmslos schlecht weg. Vor allem wird ihm vorgeworfen, dass seine Witze – die meisten zielen auf die Unterschiede zwischen Mann und Frau – wenig originell sind, sondern bloß Variationen der Erkenntnisse aus Bestsellern wie „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“. Und das Buch des australischen Autorenehepaars Pease stammt immerhin aus dem Jahr 1999. Auch die Bühnenshow Barths ist nichts Neues, Michael Mittermaier ist schon vor zehn Jahren ähnlich über die Bühne gehüpft. Ein Kritiker warf Barth daher vor, so „anarchisch wie ein Bausparvertrag“ zu sein. „Was ist so schlimm an einem Bausparvertrag?“, hat Barth geantwortet.
Ein paar Zuschauer sind gestern sicher auch gekommen, um einmal Teil eines Weltrekordversuchs zu sein. Die bisherige Bestmarke hatte US-Komiker Chris Rock im Mai dieses Jahres aufgestellt. Da trat er vor 16 000 Zuschauern in London auf. Ein Witz im Vergleich zu Barths Auftritt im Olympiastadion. Das sollte gestern übrigens aufgezeichnet werden. Wer keine Karte bekommen hat, kann sich ab September die DVD kaufen.
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