zum Hauptinhalt

Brandenburger Tierfilmer: „Wölfe sind freundliche Familienwesen“

Der Tierfilmer Sebastian Koerner setzt auf TV-Unterhaltung und filmt Wölfe. Einige seiner Aufnahmen werden im nächsten Potsdamer Polizeiruf zu sehen sein.

Stand:

Herr Koerner, Sie haben in der Lausitz ein Rudel junger Wölfe gefilmt. Diese Originalaufnahmen sind Teil des nächsten RBB-Polizeirufs. Was ist Ihre Motivation, bei den Krimi-Dreharbeiten mitzumachen?

Ich finde das total spannend. Der „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ greift ja oft gesellschaftliche Themen auf. Ich finde es gut, dass die Wolfsthematik so nicht nur an die reinen Tierfilm-Gucker gebracht wird. Ich finde es toll, dass die Tiere durch meine dokumentarischen Aufnahmen für sich sprechen können. Mir ist schon klar, dass im Film natürlich auch das Unheimliche des Wolfs eine Rolle spielen wird. Das finde ich aber auch legitim. Es sind schließlich Tiere, die das Vermögen haben, sogar einen Menschen zu töten. Es ist ein Stück elementare Natur, die nach Deutschland zurückkommt. Da muss man sich mit den Ängsten beschäftigen.

Sebastian Koerner

, 50, hat die Filmerei durch seine Frau, Wolfsexpertin Gesa Kluth, entdeckt. Sie forscht seit 2001 über die aus Polen in die Lausitz eingewanderten Wölfe.

Es gibt viele Projekte, die Informationen liefern, und viele Fürsprecher des Tieres. Was können Ihre Filme besser?

Generell helfen gegen die Ängste nur Informationen. Man muss darstellen, wie viele Wölfe es wo gibt. Was sie machen, was sie fressen. Ein intensives Wolfs-Monitoring ist enorm wichtig. Doch die Wissensvermittlung mit Tabellen und Fakten ist nur die eine Schiene. Die andere ist, den Menschen zu zeigen, was das für Wesen sind. Es ist wichtig, dass man die Wölfe für sich sprechen lässt und zeigt, wie sie sich verhalten, wie sie gucken, wie sie spielen. Ich habe bislang mit meinen Aufnahmen sehr positive Erfahrungen gemacht.

Mit welchen Klischees hat der Wolf zu kämpfen?

Dieses Märchen vom bösen Wolf wird zwar manchmal noch bemüht von dem einen oder anderen Wolfsgegner. Wer sich ernsthaft damit beschäftigt, lässt das schnell sein. Dann gibt es aber dieses moderne Bild, von dem man glaubt, dass es wissenschaftlich sei. Das ist das Bild, das man von Wölfen aus der Gehegehaltung kennt. Diese findet sich noch in fast jedem Schulbuch. Danach besteht in einem Wolfsrudel eine Ranghaltung und das Tier lebt im Rudel, damit es seine Beute besser fertigmachen kann. Das ist Humbug. Das sind Gefangenschaftsartefakte.

Wie zeigen Ihre Filmaufnahmen die Wölfe?

Ein wildes Wolfsrudel ist eine Kleinfamilie mit Vater und Mutter als den einzigen beiden geschlechtsreifen Wölfen. Dann gibt es die Jungen aus dem letzten Jahr und aus diesem Jahr. Das ist ein Wolfsrudel - eine Familie. Da gibt es keinen, der an die Stelle des Vaters oder der Mutter will. Das ist wie bei uns: Die Eltern sollten das Sagen haben und die Eltern wollen nur das Beste. Sie wollen, dass die Kleinen groß und stark werden. Bei den Filmaufnahmen kommt deutlich rüber: Das sind freundliche Familienwesen und nicht irgendwelche Einzelkämpfer.

Das Interview führte Marion van der Kraats

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })