LEUTE in Potsdam: „ desto ruhiger werde ich“
Kerstin Tuchscherer ist als Revierpolizist präsent
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LEUTE in PotsdamKerstin Tuchscherer ist als Revierpolizist präsent Als Kerstin Tuchscherer mit ihren gerade mal 1,63 Meter Körpergröße im Büro der Polizeiwache Potsdam-Mitte ihren Dienst beginnt, strahlt sie Ruhe aus. Sie freut sich auf den Tag und mit ihrer fröhlichen Art bestimmt sie den Morgenplausch. Dass ihr die khakifarbene Uniform steht, weiß die Revierpolizistin. Die 41-Jährige war früher „aus tiefstem Herzen Lehrer“, wie sie sagt, doch dann machte ihr die Stimme zu schaffen. Nach einigen Ausflügen in andere Berufe wurde Kerstin Tuchscherer Polizistin. Am 1. November 1989 bewarb sie sich bei der Autobahnpolizei. „Bloß nicht immer am Schreibtisch sitzen, sondern täglich mit Menschen reden“, ist für sie der Sinn der Arbeit. Jetzt gehört sie seit über zwei Jahren zu den zehn Revierpolizisten - vier davon sind Frauen – in der Wache Potsdam-Mitte. Vor dieser Entscheidung tagte allerdings der Familienrat. Sohn und Tochter achten die Arbeit der Mutter, auch der Ehemann ist bei der Polizei und hat Verständnis für unregelmäßige Feierabendzeiten. „Revierpolizisten sind Einzelkämpfer“, sagt ihr Chef Bernhard Heuer. Doch die Aufzählung der täglich anfallenden Arbeiten hört sich nicht gerade nach „Tatort-Action“ an: Einbrüche in Gartenlauben, Schulwegüberwachung, Aufnahme von kleineren Verkehrsunfällen ... Dennoch kann es auch gefährlich werden, allein durch die Templiner Vorstadt zu laufen. Bei Einbruch der Dunkelheit dürfen das die Polizistinnen nicht mehr. Zu ihrem Kontrollgebiet gehört sowohl der sommerliche Trubel im Strandbad Templin als auch Gartensiedlungen, die im November verlassen daliegen. Auch das Landeszentrallabor, ein Autohaus und Sportvereinsstätten, Wetterdienst sowie Schießverein sind Anlaufpunkte auf den insgesamt 42 Kilometern Straßenfläche. „Alles schafft man nicht an einem Tag, die Schwerpunkte suche ich mir aus dem Bauch heraus“, sagt sie. Für etwa 2500 Einwohner ist die Polizistin zuständig. Normalerweise sind es pro Revier 5000. Die Besonderheit in der Templiner Vorstadt sind die vielen Waldwege. 70 Prozent ihrer Arbeit erledigt Kerstin Tuchscherer zu Fuß, weil sie mit den Menschen ins Gespräch kommen will, die da wohnen. Kerstin Tuchscherer ist Seelsorger und Ventil für aufgestauten Ärger zugleich. Wie reagiert sie bei Beschimpfungen? „Je lauter der Bürger wird, desto ruhiger werde ich“, lautet ihre Antwort. Und wenn man sich lange kennt, wie ist das mit dem vertrauten Du und mal einem Auge zudrücken? Kerstin Tuchscherer wirkt jetzt energisch: „Ich bin verantwortlich für die Einhaltung der Gesetze!“ Das heißt auch mal, konsequent durchzugreifen. So neulich am Templiner Eck, als wieder einmal viel zu viele Autofahrer bei Rot um die Ecke bogen. Da ist auch bei Kerstin Tuchscherer jegliches Lächeln aus dem Gesicht verschwunden. Brigitte Einbrodt
Brigitte Einbrodt
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