Aus dem GERICHTSSAAL: „ Zigaretten her oder du bist tot!“
Nächtlicher Überfall auf Shop in Wilhelmgalerie
Stand:
Der Überfall auf den Presseshop in der Wilhelmgalerie ist fast auf den Tag genau fünf Jahre her. Einer der nächtlichen Eindringlinge ist längst verurteilt. Sein Komplize Pjotr. P.* , inzwischen 29 Jahre alt, war lange Zeit für die Ermittlungsbehörden nicht greifbar. Gestern wurde der Hartz IV-Empfänger vom Schöffengericht wegen versuchten Raubes in einem minder schweren Fall zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je sieben Euro verurteilt. Die Vorsitzende hielt dem gebürtigen Russen seine verminderte Schuldfähigkeit – er wies zum Tatzeitpunkt einen Blutalkoholgehalt von knapp drei Promille auf – sowie die Entschuldigung bei seinem Opfer zugute. Der ehemalige Inhaber des Ladens, Michael M. (51), hatte die Sache längst verdrängt. Jetzt musste er die Erlebnisse vom 22. Dezember 2003 noch einmal Revue passieren lassen. Bis auf Kleinigkeiten, die sich inzwischen in seinem Gedächtnis verwischt hatten, kam die Erinnerung an jene bangen Minuten recht genau zurück.
„Es war gegen 4.40 Uhr. Ich räumte die Presseerzeugnisse in die Regale. Da ich auf die Reinigungskräfte wartete, war die Tür nicht verschlossen“, so Michael M. im Zeugenstand. Plötzlich hätten zwei junge Männer im Laden gestanden und Zigaretten verlangt. „Ich sagte ihnen, es sei noch nicht geöffnet. Sie möchten den Shop verlassen. Aber sie haben sich nicht abweisen lassen. Daraufhin kam es zu einem Wortgefecht. Sie forderten: Zigaretten her oder du bist tot.“ Der Angeklagte sei hinter den Tresen gegangen, habe sich eine Schachtel Cabinet eingesteckt, eine weitere Packung seinem Kumpel zugeworfen. „Ich habe mir das Telefon gegriffen und den Polizeinotruf gewählt. Daraufhin schlug mir der Angeklagte den Hörer aus der Hand.“ Schließlich sei es ihm gelungen, Pjotr P. zu überwältigen. Ein Mitarbeiter des Reinigungsunternehmens, der auf das Treiben im Laden aufmerksam wurde, habe Position an der Eingangstür bezogen und verhindert, dass der zweite Eindringling fliehen konnte. „Ich habe mich schon bedroht gefühlt. So etwas passiert einem ja nicht jeden Tag“, erklärte der Zeuge.
„Ich habe damals zu viel und zu oft Alkohol getrunken“, räumte Pjotr. P. ein. Am Tattag sei er mit Kumpels unterwegs gewesen. „Ich brauchte Zigaretten. Aber ich habe keinen Automaten gefunden.“ Im Presseshop der Wilhelmgalerie habe Licht gebrannt. Deshalb sei er davon ausgegangen, der Laden habe bereits geöffnet. „Ich habe dem Mann Geld angeboten, aber er wollte mir nichts verkaufen. Kann sein, dass ich ihn dann im Suff bedroht habe.“ Es war ein Raub im untersten Bereich“, stellte das Gericht klar. Deshalb werde der Angeklagte zur „absoluten Mindeststrafe verurteilt. (*Name von der Redaktion geändert.) Hoga
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