MEINE Woche: 1:0 für Toleranz
Nächte, in denen man plötzlich aufwacht, weil einem einfällt, dass man sich ja noch um die Pressemitteilung kümmern muss und noch gar keine Fußbälle hat, sind nun vorbei. Aber das alles war es wert, denn Sandra und ich haben es tatsächlich geschafft, das „Integrative Fußballfest – 1:0 für Toleranz“ auszurichten.
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Nächte, in denen man plötzlich aufwacht, weil einem einfällt, dass man sich ja noch um die Pressemitteilung kümmern muss und noch gar keine Fußbälle hat, sind nun vorbei. Aber das alles war es wert, denn Sandra und ich haben es tatsächlich geschafft, das „Integrative Fußballfest – 1:0 für Toleranz“ auszurichten. Der Plan, Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap sich auf der Basis der Gemeinsamkeit des Fußballspielens kennenlernen zu lassen und ihre Berührungsängste in lockerer und ungezwungener Umgebung abzubauen, ging auf.
Zwischen dem Start mit der Idee Anfang April bis zum 19.Juni, dem Tag der tatsächlichen Veranstaltung, lagen knapp zwei Monate, die für uns viel Anstrengung, Konzentration und Überblick forderten. Doch das nahmen wir in Kauf – wir wollten dieses Turnier.
Die Sandscholle in Babelsberg erwies sich als perfekter Austragungsort: Die familiäre Atmosphäre im – aus meiner Sicht – liebenswertesten Stadtteil Potsdams passte zu unserem Konzept und nach einem Anruf beim Sport- und Bäderamt der Stadt war der Platz auch schnell für uns organisiert. Die Comenius- Schule war begeistert von unserer Idee und sofort bereit teilzunehmen. Die Teilnehmer ohne Handicap zu finden präsentierte sich jedoch als echter Stolperstein auf unserem Weg. Wir schrieben Grund- und Gesamtschulen in ganz Potsdam an, führten Gespräche – doch es wollte sich einfach niemand bereit erklären uns für vier Stunden zehn Schüler freizustellen. Meist kam sogar noch nicht mal eine Absage und in dem Feld der Ungewissheit bewegt man sich erfahrungsgemäß am wackligsten. Letztendlich erwies sich ein Kontakt aus alten Zeiten als hilfreich – das Telefonat mit Herrn Müller von Lenné-Schule brachte Aufatmen. Er würde seine Schüler für dieses Projekt selbstredend freistellen und verwies an Herrn Berndt, der die Jungs der 7 a betreute. Nun waren wir also komplett!
Nachdem mich am morgen der Veranstaltung noch mal kurz die nackte Panik packte, wuchs bei Sandra und mir schnell das Gefühl, dass uns jetzt nichts mehr stoppen kann. Gemeinsam gestalteten wir den Tag, begleitet durch gute Musik, zu einem echten Fest, der Wettergott war uns wohlgesonnen und das Essen war großartig. Im Kreise meiner Liebsten wanderte ich durch den Tag und war überwältigt ob der ganzen Unterstützung und der grenzenlos unbeschwerten Atmosphäre. Aber natürlich wurde auch Fußball gespielt! Der „FC Klappstuhl“ sicherte sich in einem spannenden Duell mit den Jungs (und dem einen Mädel) von den „Blutgrätschen“ die Pokale und Preise. Doch den größten Preis werden sie wohl erst in späterer Zukunft sehen – sie sind nun ein Stückchen befreit von Berührungsängsten, die ihrer Entwicklung zu toleranten und offenen Erwachsenen im Wege gestanden hätten. Jennifer Hoffmann ist 21 Jahre alt und studiert in Potsdam „Soziale Arbeit“.
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