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Potsdam: 100 Millionen Euro für neue Wasserleitungen

Die EWP will in den nächsten zehn Jahren einen großen Teil des maroden Rohrnetzes in Potsdam erneuern. Teile davon sind mehr als 120 Jahre alt.

Von Peer Straube

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Potsdam - Die Sanierung des maroden Wasserleitungsnetzes wird die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) noch auf unbestimmte Zeit Unsummen kosten. Allein in den kommenden zehn Jahren müssten jährlich zehn bis zwölf Millionen Euro in die Erneuerung von Leitungen investiert werden, sagte EWP-Chef Wilfried Böhme den PNN. Etwa die gleiche Summe, also gut 100 Millionen Euro, seien allein seit 2002 für den gleichen Zweck ausgegeben worden.

Trotz der bereits getätigten Investitionen ist das Wasserleitungsnetz, verglichen mit dem Strom- und Gasleitungsnetz, noch immer zu einem großen Teil überaltert. Unter manchen Straßen liegen noch Rohre aus den 1870er Jahren, wenn auch nur jeweils kurze Abschnitte, so Böhme. Als Beispiel nannte er die Charlottenstraße. Überhaupt zählt die Innenstadt, gemeinsam mit der Berliner, Nauener, Brandenburger und der Jägervorstadt, zu den Gebieten mit dem meisten Investitionsbedarf: 40 Prozent der Abwasserleitungen stammen noch aus der Zeit vor 1938, weitere 15 Prozent liegen mindestens seit dem Beginn der 60er Jahre im Boden. Noch schlimmer sieht es in Babelsberg aus: 60 Prozent der Schmutz- und Mischwasserkanäle wurden seit mindestens 75 Jahren nicht mehr angefasst – betroffen ist vor allem das Villenviertel am Griebnitzsee. Auch in der Templiner und Teltower Vorstadt liegen viele Uraltleitungen. Beim Trinkwasserleitungsnetz sieht die Lage ähnlich aus.

Die EWP hat daher auf der Basis der Häufigkeit von Rohrbrüchen (siehe Kasten) eine Prioritätenliste erarbeitet, die die mittelfristigen Investitionsschwerpunkte auflistet. Fünf sind es insgesamt: die Templiner Vorstadt einschließlich der Vorderkappe, die Siedlung Am Brunnen in der Teltower Vorstadt, das ehemalige „Militärstädtchen Nr. 7“ zwischen Neuem Garten und Alexandrowka, die Siedlung am Schillerplatz sowie schließlich die Babelsberger Villensiedlung am Griebnitzsee. Alle diese Vorhaben sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre verwirklicht werden.

Eines der Hauptprobleme bei der Planung von Leitungsbauvorhaben sei die Koordinierung mit dem Straßenbau, sagte Böhme. Ziel sei es, Leitungen dann zu erneuern, wenn die Stadt die betreffende Straße auch sanieren wolle.

Ein jahrelanges Dauerproblem soll wie berichtet ab 2013 gelöst werden: Zwei Jahre lang wird dann in der Friedrich- Ebert-Straße zwischen Nauener Tor und Alleestraße das komplette Leitungsnetz erneuert, danach auch die Straßenbahngleise und die Fahrbahndecke. Sieben Millionen kostet das Projekt, allein die EWP stemmt davon rund 4,7 Millionen Euro. Eigentlich hatte das Unternehmen auf Fördermittel gehofft, doch momentan herrsche Förderstopp, so Böhme. In der Friedrich-Ebert-Straße war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Rohrbrüchen gekommen, in deren Folge die Straße überflutet wurde. Der Grund: Die Erschütterungen der Tram führen zu Rissen in den alten Gussleitungen. Zudem verläuft dort eine Trinkwasserhauptleitung. Auch in der Geschwister-Scholl-Straße wird 2013 gebuddelt: Zwischen Kastanienallee und Wildpark sollen die Trinkwasserleitungen ausgetauscht werden.

Derzeit arbeitet die EWP an einem Wasserkonzept, das die Versorgung auch im Hinblick auf die Bevölkerungsprognosen sichern soll. Die letzte Vorhersage geht wie berichtet davon aus, dass Potsdam im Jahr 2030 rund 187 000 Einwohner hat. Aktuell sind es 158 000. Zudem werde der Leitungsbestand auf Störanfälligkeit geprüft, sagte Böhme. Die Rohre würden mit Kameras abgefahren, zudem würden Belastungsmessungen bei Starkregen durchgeführt.

Potsdams Trinkwasser gehört qualitativ zu den besten in Deutschland – aber auch zu den teuersten. 6,17 Euro pro Kubikmeter Trink- und Abwasser müssen die Kunden derzeit dafür berappen. Zum Vergleich: In München zahlt man etwa halb so viel. Als ein Grund für die hohen Wasserpreise gilt die gescheiterte Privatisierung der Potsdamer Wasserbetriebe an die französische Firma Eurawasser und der Rückkauf durch die Stadt. Der aufgenommene Kredit belastet die EWP noch bis 2017. Nach PNN-Informationen schlägt sich der geplatzte, gut 80 Millionen schwere Eurawasser-Deal in den Wassergebühren nieder. Rund ein Drittel des Wasserpreises soll das ausmachen. Eine Bestätigung dafür gibt es nach wie vor nicht: Über die Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden. In den nächsten beiden Jahren sollen die Wassergebühren aber zumindest nicht weiter steigen.

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