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Landeshauptstadt: 1016 Blei-Anschlüsse, viel Kalk und sehr wenig Nitrat

Die Potsdamer können ihr Wasser aus der Leitung trinken – alle zwei Wochen wird die Qualität überprüft

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Die Potsdamer können ihr Wasser aus der Leitung trinken – alle zwei Wochen wird die Qualität überprüft Das gesamte Potsdamer Wassernetz wird ständig überwacht. Bricht irgendwo ein Rohr oder öffnet jemand unbefugt einen Brunnen, schlägt das Überwachungssystem Alarm. Das Zeichen für den Bereitschaftsdienst, sofort zum gefährdeten Rohrabschnitt zu fahren. Im Industriegebiet Rehbrücke befindet sich die Zentrale der Computerüberwachung. Hier bilden riesige Bildschirme das gesamte Leitungssystem ab. Überwacht wird auch das Wasser, das durch die Rohre fließt: Alle 14 Tage entnimmt das Potsdamer Wasser- und Umweltlabor eine Trinkwasserprobe, direkt an den Werken. Jedes Vierteljahr prüft es zusätzlich an weiteren 16 Stellen. Die Laboranten kontrollieren die Inhaltsstoffe: Das Wasser kommt so gut überwacht und in hervorragender Qualität in die einzelnen Häuser. Auch die alten Bleileitungen haben die Stadtwerke ausgetauscht. Heute strömt das Wasser durch Gusseisenrohre, die innen mit Zement beschichtet sind – zum Schutz gegen Rost. Von den rund 16 000 Hausanschlüssen in Potsdam, für die die jeweiligen Gebäudebesitzer zuständig sind, bestehen allerdings noch 1016 aus Blei. Darum kann es passieren, dass obwohl im Potsdamer Wasser weniger als ein Mikrogramm Blei pro Liter vorhanden ist, sich der Wert in den heimischen Rohren wesentlich erhöht. Der Mineralstoffexperte der Universität Potsdam Erwin Walzel hat in manchen Häusern bis zu 120 Mikrogramm Blei pro Liter gefunden. Erlaubt sind laut Trinkwasserverordnung nur 25. Blei ist gerade für Kleinkinder und Säuglinge ein gefährliches Gift, weil es sich direkt auf die Hirnentwicklung auswirkt. Walzels Tipp: „Das Wasser vor dem Trinken zwei bis drei Minuten laufen lassen, denn im Wasser, das länger in den Rohren steht, sammelt sich das Blei.“ Wer befürchtet in einem Haus mit Bleirohren zu wohnen, kann sein Wasser im Wasser- und Umweltlabor in der Schlaatzstraße analysieren lassen. Kalkflecken am Wasserhahn haben auch etwas Gutes: Viel Kalk, oder wie der Fachmann sagt „Calciumcarbonat“, und ein dadurch hoher Härtegrad sind gesund. Groß angelegte Studien in den USA und Finnland hätten laut Walzel bewiesen: Je höher der Härtegrad desto gesünder die Probanden. Und das Potsdamer Wasser sei teilweise tatsächlich sehr hart. Trotz hohem Calciumgehalt liefert Wasser für ein starkes Knochengerüst zu wenig. Gleiches gilt für Jod und Fluor. Erfreulich sei der vernichtend geringe Anteil an Nitrat im Potsdamer Wasser. Der Stoff, der sich im Körper in das Krebs erregende Nitrosamin verwandelt, erreicht im Liter nicht einmal fünf Milligramm. Erlaubt wäre die zehnfache Menge. Von Schadstoffen wie Pflanzenschutzmitteln oder Schwermetallen wurde im Wasser keine Spur gefunden. Die Potsdamer können also Wasser aus dem Hahn trinken. Für Babys sollten Eltern das Wasser aber abkochen: „Bis zum Haus ist es einwandfrei, aber welche Keime in den Hausrohren stecken, weiß niemand“, sagt Walzel. just

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