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Landeshauptstadt: 1200 Betten in Chongqing

Potsdamer Arzt beteiligt sich an deutsch-chinesischem Krankenhaus-Projekt

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Potsdamer Arzt beteiligt sich an deutsch-chinesischem Krankenhaus-Projekt „Mit Stäbchen zu essen, ist in unserer Familie schon selbstverständlich geworden“, sagt Chefarzt Franz Koettnitz. Noch sitzt der Gynäkologe in seiner Potsdamer Wohnung, die mit den massiven Schränken und dunklen Ölgemälden den gemütlichen Charme des alten Europas widerspiegelt. Doch der aus Hessen kommende Arzt will in das Zentrum Chinas ziehen. Nicht zuletzt wegen der Kultur: „Ich halte die chinesische Kultur, im wahrsten Sinne des Wortes, für erlebenswert“, sagt er und seine Vorfreude auf das Projekt „Chongqing“ ist in seinen leuchtenden Augen abzulesen. „Das Krankenhaus ist als Rohbau fast fertig“, berichtet Burkhard Rülicke, der als Krankenhaus-Manager das deutsch-chinesische Projekt begleitet. Ergänzend schiebt Koettnitz ein kleines Modell aus Plexiglas in Sichtweite, dass in Wirklichkeit gigantische Ausmaße haben muss – so wie alles, was seit einigen Jahren in der Volksrepublik China gebaut wird. Das Modell zeigt zwei gläserne Krankenhaustrakte, die durch eine kreisrunde „Informationshalle“ verbunden sind. Etwa 1200 Betten werden hier zur Genesung der Kranken zur Verfügung stehen, dazu Operationsräume und Hörsäle, denn das Krankenhaus soll gleichzeitig auch Universitätsklinik werden. „Das Witzige ist“, verrät Koettnitz schmunzelnd, „dass nur etwa 40 Parkplätze für das gesamte Areal eingeplant sind“. Dass die meisten Chinesen mit dem Fahrrad fahren, wird wohl eine der wenigen Gewissheiten bleiben, die wir von dieser Nation beibehalten können. Ansonsten scheint die Volksrepublik China in ihrem Reformeifer, alles auf den Kopf zu stellen. „Für mich als DDR-Bürger war es sehr erstaunlich, wie pragmatisch die Chinesen mit dem Kapitalismus umgehen“, erzählt Rülicke seine Eindrücke von der Studienreise, die er zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft „Deutsches Krankenhaus Chongqing" im November 2003 unernommen hatte, um den Aufbau des Krankenhauses in Chongqing vorzubereiten. Der gleichnamige Stadtstaat liegt in der zentralchinesischen Provinz Sichuan und ist mit 31 Millionen einwohnerstärkste Stadt der Welt. Was die Krankenversorgung betrifft, sei die Provinz derzeit noch „völlig unterentwickelt“, meint Koettnitz, aber das müsse sich ändern wenn im Jahr 2009 ein riesiger Staudamm den Fluss Jangtse zu einem 1800 Kilometer langen Strom anschwellen lässt, auf dem sogar Hochseeschiffe ihre Fracht in das Landesinnere transportieren können. „Deutschland als Handelspartner ist für China eine ganz große Nummer“, sagt Koettnitz und wieder flammt ein Leuchten in seinen Augen auf. In die noch unterentwickelte Region von Sichuan will die Volksrepublik Investoren ziehen, denn: Privateigentum ist mittlerweile nicht nur erlaubt sondern sogar erwünscht. „Auch die Mitarbeiter der ausländischen Konzerne müssen medizinisch versorgt werden“, erklärt der Potsdamer Chefarzt seine zukünftige Aufgabe, „außerdem sind derzeit gerade mal 20 Prozent der Chinesen krankenversichert“. Auch das werde sich ändern, denn: Die Obhut des Gesundheitswesens ist vom Staat auf die Kommunen übertragen worden und soll in den nächsten Jahren von Grund auf reformiert werden. „Das ist eine einmalige Aufgabe für uns, die man nur einmal im Leben bekommt“, sagt Rülicke. Mit dem Krankenhaus-Projekt ist sowohl der Aufbau einer leistungsstarken Verwaltung, als auch der Aufbau moderner, medizinischer Abteilungen verbunden. „Chongqing soll als ein Leuchtturm für das gesamte Land erstrahlen“, sagt Koettnitz. In der chinesischen Universitätsklinik bilden dann deutsche Ärzte den medizinischen Nachwuchs für die Volksrepublik aus. Ganz gezielt hätten sich die Chinesen die deutschen Partner ausgesucht. „Sie haben immer wieder nur von deutschen und nicht von europäischen Ärzten gesprochen“, erzählt Koettnitz über den Besuch einer Delegation aus Chongqing, die im April in Potsdam war. Der deutsche Gynäkologe versteht sich nun als „Botschafter“ der chinesischen Sache, „um hier das Interesse für das Management zu wecken“, wie er sagt. Zusammen mit zwei anderen Experten aus den Bereichen Wirtschaft und Marketing hat er die „Arbeitsgemeinschaft Deutsches Krankenhaus Chonqing“ gegründet, deren Hauptsitz in Potsdam und deren Geschäftsstelle in Berlin ist. Die Gesellschaft sucht nun nach Investoren und Personal für die Ausstattung und den Betrieb des Krankenhauses. Wann und ob er nun nach Chongqing zieht, weiß Koettnitz heute noch nicht. Zunächst einmal hat sich der Gouverneur der Provinz Sichuan zum Besuch in Potsdam angemeldet. „Der kommt direkt nachdem er mit Bundeskanzler Schröder geredet hat“, sagt der Chefarzt aus Potsdam, der dann die Aufgabe hat, dem chinesischen Besuch die Top-Kliniken in Berlin und Brandenburg zu zeigen. Es ist die Aufbruchstimmung im gegenwärtigen China, die den Potsdamer Chefarzt so reizen, dort dabei zu sein. „Sicherlich will ich nicht nur wegen der Kultur dort hin, sondern auch um Geld zu verdienen“, sagt Koettnitz, der beklagt, dass in Deutschland, wegen eines „verfahrenen Finanzierungssystems“ kaum noch etwas zu bewegen sei. „Ich betrachte mein Engagement in China auch als Entwicklungshilfe“, sagt Koettnitz. Zum Buddhismus will der gebürtige Hesse nicht übertreten: „Nein, ich bleibe katholischer Christ!“. Sitz der Arbeitsgemeinschaft: Jägerallee 39, 14469 Potsdam, Telefon: (0331)-9792195 Fax: (0331)-9792196

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