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Aus dem GERICHTSSAAL: 1200 Euro Strafe – Diebstähle teuer bezahlt

Langfinger im beschleunigten Verfahren sanktioniert / Geldbuße oft um ein Mehrfaches höher als der Wert des Diebesgutes

Stand:

Der Wert der Beute steht zumeist in keinem Verhältnis zu der Sanktion, die der Ertappte später vom Gericht erhält. Der Gesetzgeber sieht für Diebstahl Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor. Davor hat der Langfinger auch meist schon die „Fangprämie“ in der entsprechenden Verkaufseinrichtung bezahlen müssen. Sie beträgt in der Regel 100 Euro.

Und doch gibt es Zeitgenossen, die glauben, sie seien zu clever für den Ladendetektiv. So wie Ramon R.* (29). Der Arbeitslose entwendete am 19. September vorigen Jahres im Kaufland zwei Schachteln Zigaretten für sieben Euro. Nur neun Tage später stahl er bei Hugendubel im Sterncenter vier Bücher im Gesamtpreis von 63 Euro. Jetzt musste sich der Mann im beschleunigten Verfahren verantworten und kassierte 1200 Euro Geldstrafe.

„Beim ersten Mal habe ich das Gedränge an der Kasse ausgenutzt. Bei Hugendubel hoffte ich, es würde gutgehen“, gestand Ramon R. freimütig. „Sie sind bereits wegen Diebstahls und Verkehrsdelikten vorbelastet. Die Geldstrafe kann sich deshalb nicht mehr im unteren Bereich bewegen“, gab Amtsrichterin Kerstin Devriel zu bedenken. „Wenn Sie so weitermachen, erhalten Sie irgendwann auch mal eine Freiheitsstrafe.“

Georg G.* (56) hat sich von seiner Frau getrennt. Dennoch pflegt der Hartz IV-Empfänger ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr. Als sie ihn bat, ihr von seinem nächsten Einkauf Kosmetik-Masken mitzubringen, zögerte er nicht lange. „Ich war am 23. April bei Kaufland in der Waldstadt. Mein Einkaufswagen war voll. Deshalb habe ich die Masken in meine Jacke gesteckt“, erzählte der gelernte Maurer. „An der Kasse habe ich dann leider vergessen, sie zu bezahlen.“ Das Gericht glaubte ihm nicht, verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 300 Euro – so viel, wie er im Monat zur Verfügung hat. Die Masken kosteten übrigens ganze 8,75 Euro.

Auch Mario M.* (47) will im Hornbach-Baumarkt „aus Versehen“ ein paar Arbeitshandschuhe im Wert von 16,90 Euro unter seine Gürteltasche geklemmt haben. „Eigentlich wollte ich nur eine Flasche Sprühreiniger kaufen. Deshalb habe ich keinen Wagen genommen. In dem Moment merkte ich, dass sich meine Bauchtasche löste“, berichtete der Gebäudereiniger. „Da habe ich die Handschuhe geistesgegenwärtig unter den Gürtel geschoben. An der Kasse bin ich dann fast ins Essen gefallen, als ich auf den Diebstahl angesprochen wurde.“

Der bislang nicht Vorbestrafte kam mit einer Geldbuße von 100 Euro davon. 250 Euro Buße muss Henry H.* (42) an die Staatskasse entrichten. Mit einer Kurzschlussreaktion begründete der Familienvater seinen Griff zum Kaninchenstall (Wert 90 Euro) am 18. April, der vor dem „Fressnapf“ in der Großbeerenstraße stand. „Ich habe ihn dann gleich bezahlt und mich bei der Filialleiterin entschuldigt“, so der Monteur. (*Namen geändert.) Hoga

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