zum Hauptinhalt

Von Jan Brunzlow: 18 Millionen reichen nicht

Paffhausen und Klipp von Badplanern enttäuscht / Nacharbeiten gefordert

Stand:

Bornstedter Feld - Pressekonferenzen mit Peter Paffhausen haben höchsten Unterhaltungswert. Mal kündigt der Stadtwerke-Geschäftsführer lautstark und wild gestikulierend die Stars des Stadtwerkefestes an wie ein Fußballfan im Stadion die Spieler der eigenen Mannschaft. Manchmal streitet er sich mit Journalisten. Und gestern nutzte er die Möglichkeit zur Abrechnung: Dem nicht umgesetzten Entwurf von Oscar Niemeyer für ein Freizeitbad am Brauhausberg trauert Paffhausen immer noch nach. Wahrscheinlich wäre bald Eröffnung, wäre der 33-Millionen-Euro-Plan vor drei Jahren nicht gescheitert. Nun musste Paffhausen am Freitagabend erklären, dass das geplante Sport- und Freizeitbad neben der Biosphäre im Bornstedter Feld statt Ende 2012 erst im Frühjahr 2014 fertig wird, die bisherigen Entwürfe für ihn nicht zufriedenstellend sind und der vorgegebene Kostenrahmen von 18 Millionen Euro zu gering sein könnte, um ein Schwimmbadneubau in der gewünschten Form und Ausstattung zu bauen.

Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) fand dazu deutliche Worte: „Ich bin enttäuscht bis entsetzt, was namhafte Büros hier abgeliefert haben. Das ist in Teilen unter aller Kanone.“ Was war passiert?

Das vielköpfige Auswahlgremium zur Bewertung der Neubaupläne hat gestern getagt und die vorgelegten Entwürfe von vier Architekturbüros zur Überarbeitung zurückgeschickt. Es hätten elementare Dinge gefehlt, sagte Paffhausen. Dabei hätte gestern der Zuschlag erteilt werden sollen, um den Bau auf den Weg zu bringen. Nun haben die Büros, deren Namen bislang anonym blieben, weitere zehn Wochen Zeit, um ihre Entwürfe nach deutlicheren Vorgaben der Stadtwerke zu überarbeiten. Geplant ist ein Sportbad mit einem Becken im internationalen Wettkampfstandard von 50 mal 25 Metern, Ränge für 400 Zuschauer, Sprungturm mit Becken und weiteren Elementen wie Familienbad sowie Freizeit-, Fitness-, Wellness- und Saunabereich. Nach PNN- Information haben die Büros deutlich weniger im Bad untergebracht als von den Stadtwerken gewollt und lagen im Preis auch über dem Kostendeckel von 18 Millionen Euro. Ein Entwurf soll bei 25 Millionen Euro gelegen haben.

Als Beispiel für einen Mangel nannte Paffhausen das Angebot von nur einer geraden Rutsche im Freizeitbereich. Klipp griff sich an den Kopf, als er von Planungen eines Büros erzählte, das die Zuschauer der Wettkämpfe auf dem Weg zur Tribüne am Becken vorbeiführen wollte. „Wir hätten erwartet, dass die Planer tiefer in die Materie einsteigen“, sagte Paffhausen. Die weitere Runde der Badplaner kostet das städtische Unternehmen Zeit auf dem Weg zu einem Neubau. Bereits im ersten Schritt, als die Zahl der Büros von 20 auf fünf reduziert worden ist, habe es durch den Einspruch eines Bewerbers Verzögerungen von acht Wochen gegeben. Der Einspruch sei von der Vergabekammer abgelehnt worden. Nun haben vier Büros ihre Pläne präzisiert, das fünfte wollte nicht mehr teilnehmen. Die Büros erhalten jeweils 15 000 Euro von den Stadtwerken für ihren Aufwand, erklärte Paffhausen. Er ist sich sicher, dass sie sich nun „zusammenreißen“ und die Pläne zur Zufriedenheit der Stadtwerke überarbeiten. Sollte dies nicht gelingen, drohe im Extremfall ein Neustart des gesamten Planungsverfahrens, sagte Paffhausen.

Schon jetzt muss die Halle am Brauhausberg, an der seit Jahren nur die nötigsten Reparaturen durchgeführt werden, länger halten als bislang geplant. Die Betriebsgenehmigung für das Bad läuft im November diesen Jahres ab – eine Verlängerung soll nun beantragt werden. Die Statiker hätten die Halle abgenommen und ihr für drei Jahre eine Standfestigkeit bescheinigt, sagte Paffhausen. Und auch Hygiene und Wasserqualität seien unter Kontrolle. Er hoffe, dass die Stadt die Genehmigung für den Weiterbetrieb erteilt. Denn der Neubau wird laut Paffhausen ja wahrscheinlich erst im Frühjahr 2014 fertig. Bis dahin wird die Stadt Werder (Havel) ihr neues Bad lange fertig haben. Er habe mit dem künftigen Betreiber Heinz Steinhart von der Kristall Bäder AG, der auch das Bad in Ludwigsfelde betreibt, gesprochen, sagte Paffhausen gestern. Man könne sich „gewisse Koordinierungen der Bäder vorstellen, um uns nicht mehr als nötig zu kannibalisieren“. Paffhausen ist aber überzeugt, dass die Potsdamer nicht zum Schwimmen nach Werder (Havel) fahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })