Landeshauptstadt: 18 neue Deutsche
Einbürgerung: Acht Jahre Aufenthalt und Sprachtest bereits Pflicht
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Innenstadt - Als ausländische Mitbürger gingen sie in den Blauen Salon des Stadthauses. Heraus kamen sie als Deutsche. Sozialbeigeordnete Elona Müller übergab gestern 18 Menschen aus acht Nationen in einer feierlichen Zeremonie die Einbürgerungsurkunden. Als „Begrüßungsgeschenk“ gab es für die aus Europa, Asien, Afrika und Südamerika Stammenden je eine Ausgabe des Deutschen Grundgesetzes und der brandenburgischen Verfassung.
Es war nach dem November 2005 erst das zweite Mal, dass die Stadt Potsdam in solch einem feierlichen Rahmen die „neuen Deutschen“ willkommen geheißen hat, sagte Müller. Die Zahl der Einbürgerungen ist seit den 90er Jahren in Potsdam stetig gestiegen. Wurden 1995 nur 28 Ausländer Deutsche, waren es im vergangenen Jahr insgesamt 91, denen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt wurde. Schon jetzt sei die Einbürgerung mit bestimmten Voraussetzungen verbunden, sagte Carmen Zagorski, verantwortliche Sachbearbeiterin für die Einbürgerungen. Mindestens acht Jahre müssen Bewerber in Deutschland gelebt haben. Bei so genannten Kontingentflüchtlingen und Staatenlosen kann diese Karenzzeit verkürzt werden. Mit Deutschen verheiratete Ausländer können bereits nach drei Jahren eingebürgert werden, „vorausgesetzt, sie sind mindestens zwei Jahre verheiratet“, so Zagorski. Damit versuche man zu verhindern, dass Scheinehen zum Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft geschlossen werden.
Des weiteren muss ein Deutsch-Test in mündlicher und schriftlicher Form abgelegt werden. Bei Sprachdefiziten ist zusätzlich ein Deutsch-Kurs an der Volkshochschule vorgeschrieben. Außerdem müssen Bewerber vorstrafenfrei sein und dürfen „im Allgemeinen“, so Müller, „nicht von staatlicher Hilfe abhängig sein“. „Das ist aber vom Einzelfall abhängig“, fügte die Sozialbeigeordnete hinzu. Zudem kostet die deutsche Nationalität: 255 Euro mussten die Neubürger zahlen.
Ablehnend steht Müller dem derzeit in der Diskussion stehenden Einbürgerungstest gegenüber. „Allein die Diskussion wirft ein Negativ-Image auf die derzeit einbürgerungswilligen Menschen“, glaubt die Sozialbeigeordnete. Sachbearbeiterin Carmen Zagorski bestätigt, dass in Potsdam die Zahl der Interessenten in letzter Zeit zugenommen hat, „um möglichst noch vor der eventuellen Testeinführung eingebürgert zu werden“. Dahinter stecke vermutlich die Furcht, den Test nicht zu bestehen, so Zagorski.
Elona Müller erklärte , „die viel notwendigeren lebenspraktischen Auffassungen“ könnten nicht über Fragebögen herausgefunden werden. Sie sprach sich für ausführliche Gespräche vor der Einbürgerung aus. Diskussionsrunden und freie Gespräche mit Bewerbern seien sinnvoller, um die notwendige Identifikation mit den hier existenten Rechten und Pflichten auszumachen, so die Sozialbeigeordnete.
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