Von Michael Meyer: 250 Gramm mehr waren noch zuviel
Potsdams Diskuswerfer Gordon Wolf verpasste gestern Winterwurf-Challenge und will nun nach Besancon
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Die 250 Gramm Unterschied waren für Gordon Wolf gestern doch noch zu viel. Normalerweise schleudert der 19-Jährige vom SC Potsdam einen 1750 Gramm schweren Jugend-Diskus aus dem Wurfring; bei glatt 62,00 Metern steht seine Bestweite; erreicht 2008 bei seinem U20-Weltmeisterschaftstriumph im polnischen Bydgoszcz. Gestern kam Wolf bei einem Qualifikationswerfen im Bundesleistungszentrum Kienbaum mit dem 2000 Gramm schweren Männer-Gerät auf 55,76 Meter. Damit verpasste er als Vierter das Ticket zu den Winterwurf- Challenge am 14./15. März in Los Realejos auf Teneriffa. Da die dortige U23-Konkurrenz nur den Jahrgängen 1987 bis 1989 vorbehalten ist, musste der jüngere Potsdamer gestern bei den Männern mitwerfen und Sascha Hördt (Weinheim/ 61,53 m), Markus Münch (Wedel- Pinneberg/60,61) sowie Heinrich Seitz (Wiesbaden/58,36) den Vortritt lassen.
„Gordon ist schwer in den Wettkampf gekommen und hatte wie schon zuletzt in Berlin Probleme mit dem Rücken. Aber auch vom Trainingsaufbau her kann er noch gar nicht in Höchstform sein, denn unsere Vorbereitung ist ganz auf den Sommer ausgerichtet“, erklärte Wolfs Trainer Jürgen Schult anschließend. Der 48-jährige immer noch „ewige“ Diskuswurf- Weltrekordler Schult hat mit dem 1,99 Meter großen Ex-Falkenseer einen hochtalentierten Leichtathleten unter seinen Fittichen, der sich trotz seiner Jugend in diesem Jahr vielleicht schon das Ticket zu den Weltmeisterschaften im August im Berliner Olympiastadion erkämpfen könnte, sich selbst aber nicht zu sehr diesem Druck aussetzen will und meint: „Klar reizt Berlin. Aber mir ist eine kontinuierliche Steigerung wichtiger.“ Sein großer Traum seien daher die Olympischen Spiele 1012 in London. Nahziel in diesem Jahr sind die U20-EM in Novi Sad.
Am vergangenen Wochenende hatte Gordon Wolf bei den Norddeutschen Winterwurf-Meisterschaften im Berliner Sportforum Hohenschönhausen mit 57,52 Metern Gold vor seinem Klubkameraden Thomas Müller (51,59 m) gewonnen. „Die Weite war nicht zufriedenstellend“, sagte Trainer Schult dazu. „Er kann viel mehr.“ Eine Woche zuvor hatte der Potsdamer beim Werfertag des SC Charlottenburg trotz empfindlicher Kälte und scharfem Wind sehr gute 60,65 Meter erreicht. „Beim Winterwurf“, erläutert Jürgen Schult, „wird zwar meist aus einem überdachten Ring ins Freie geworfen, aber dabei ist es derzeit trotzdem sehr kalt, und die Athleten bekommen die Witterung direkt zu spüren.“
Noch stärker wird das am kommenden Wochenende bei den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften der Jugend in Neubrandenburg der Fall sein, wo laut Schult ein Wurfhaus gänzlich fehlt. Dort qualifizieren sich der Sieger und der Zweitplatzierte jeder Disziplin für den Winterwurf-Länderkampf der U20 mit Gastgeber Frankreich, Spanien und Italien am 8. März in Besancon. „Neben Gordon Wolf“, so Schult, „hat auch Thomas Müller die Chance dazu. Er hat sich in diesem Winter auch schon gut eingeworfen.“
Letzteres gelte auch für die beiden Potsdamer B-Jugendlichen Matthias Fischer und Phillip van Dijck, die am Wochenende mit 52,54 beziehungsweise 51,97 Metern gleichfalls Gold und Silber gewannen und die ebenfalls schon bei Schult üben. „Ihr bisheriger Trainer Tino Lang hat sehr gute Vorarbeit geleistet“, lobt Schult, der als Disziplintrainer Diskus/Männer des Deutschen Leichtathletik- Verbandes für alle deutschen A-, B- und C-Kader mit der Wurfscheibe verantwortlich zeichnet. Ziel dieser beiden Jungen seien 2009 die U18-Weltmeisterschaften im Juli im italienischen Brixen.
Auch im Speerwerfen der männlichen B-Jugend gab es in Berlin durch Vincent Rentzsch (60,59 m) und Christian Ebert (58,90) einen Doppelsieg. Bei den jungen Frauen gewannen Sarah Mayer das Speerwerfen der A-Jugend mit 47,63 und Maike Schmidt das Diskuswerfen der B-Jugend mit 44,07 Metern. Sie alle wollen am nächsten Wochenende in Neubrandenburg erneut erfolgreich in den Medaillenkampf eingreifen – ebenso wie Gordon Wolf.
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