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Sport: 250 Rennen auf der Föhse

Die Havel-Ruder-Regatta ist ein jährliches Stelldichein und Wiedersehen für mehrere Hundert Athleten

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Dieter Müller hatte am Rande der 60. Havel-Ruder-Regatta in Werder (Havel) am vergangenen Wochenende viele Hände zu schüttteln – wie in jedem Jahr, wenn er wieder in der Blütenstadt ist. Hier begann er 1975 seine Laufbahn als Trainer, ehe er nach Potsdam wechselte. 1992 nahm er ein Angebot vom Ruderclub Hamm an und zog gemeinsam mit seiner Ehefrau Birgit ins Westfälische. Wie es in Potsdam weitergegangen wäre, war damals unklar – nach der politischen Wende wurden zahlreiche Trainer aus dem DDR-Leistungssportsystem entlassen.

„Werder ist eine herrliche Stadt“, sagt der 61-Jährige. Das aber ist nicht der einzige Grund, warum er seit Mitte der 1990er-Jahre mit den Ruder-Nachwuchs der Westfalen bei der Havel-Regatta antritt. Müller will, dass die jugendlichen Sportler andere Städte sehen und nicht im eigenen Saft schmoren. Für 40 Rennen in Werder hat er in diesem Jahr 23 Kinder und Jugendliche gemeldet. „Es ist ein großer Aufwand“, sagt Müller auch angesichts der 400 Kilometer langen Anfahrt. „Aber er lohnt sich.“

Rund 700 Teilnehmer aus 58 Vereinen und 27 Renngemeinschaften hatten sich für ein oder mehrere Rennen am Wochenende gemeldet, rund 250 Rennen wurden auf der Föhse gestartet. „Läuft gut“, sagt Hans-Jörg Dahl, der beim veranstaltenden Ruder-Klub Werder für die Organisation verantwortlich ist. Die heimischen Boote hatte am Samstag schon einige Siege eingefahren, am Sonntag setzten sich die Erfolge fort. Kurz nach der Mittagspause gewannen Malina Maßnick und Hannah Prasuhn über 500 Meter im Doppelzweier der 13- und 14-jährigen Mädchen Gold für die Werderaner Ruderer.

Die Rennen dauern nur wenige Minuten, die Vorbereitung beginnt lange vorher. Zwei Stunden vor dem Start soll nichts mehr gegessen werden, erzählt der 14-jährige Ruderer Lucas Krüger aus Werder. Eine Stunde vor dem Wettkampf beginnt das Aufwärmen, lockeres Laufen, etwa 800 bis 1000 Meter, sagt sein Vereinskamerad Jonas Dahl. Bereits eine halbe Stunde vor dem Rennen geht es mit dem Boot aufs Wasser. Es könne immer passieren, dass ein Lauf vorverlegt wird, begründet der 17-jährige Jonas Dahl die frühe Präsenz auf dem Wettkampfterrain. Aber am wichtigsten sei, nicht wieder kalt zu werden und die Startschläge zu üben. „Keinen Krebs fangen“ heißt das erste Ziel, was bedeutet, beim Start nicht mit einem Ruder im Wasser hängenzubleiben und unfreiwillig abzustoppen.

Fast die gesamten 500 Meter vom Start bis zum Ziel der Regattastrecke sind gesäumt von Booten oder Zelten der Gäste – darunter auch vom an der Weser gelegenen „Ruderverein Höxter von 1898“. Fünf Nachwuchs-Ruderer sind in dem nordrhein-westfälischen Verein aktiv, Trainer Hermann Dücker und seine Frau haben zwei der Talente mit auf die Reise nach Brandenburg genommen. Die Jugendlichen könnten sich hier mit den Altersgefährten aus dem östlichen Teil messen, die leider nicht in den westlichen Teil kommen, so Dücker. „Es ist eine schöne Regatta, mit einem Nachteil – es gibt keine Hotels.“ Das müsse man wissen und lange vorher buchen, ärgert sich Dücker, der zum dritten Mal in Werder ist und seit vielen Jahren bei Masters-Rennen mitfährt. Dann schwingt er sich aufs Fahrrad und fährt in Richtung Ziel – sein Enkel wird gleich starten.

Ingmar Höfgen

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